Wenn kein Partner den Kerzenschein mit mir teilt
von: Julius | aktualisiert am: 16.10.2013Immer im Herbst boomt die Partnersuche im Internet. So greifen auch jetzt immer mehr Singles via Mausklick nach dem Glück.
Wenn es draußen kühler wird und die Tage länger, dann, wenn Strandbars kein gemütlicher Ort mehr für ein Treffen mit Freunden sind und die Einladungen zu Grillfesten gegen Null tendieren, wird uns stärker als sonst bewusst, wenn da etwas fehlt in unserem zu hause.
Dann bemerken wir erst schleichend, wenn da kein Partner an unserer Seite ist, an den wir uns kuscheln können oder mit dem wir unsere nun manchmal den Tagen angepassten trüben Gedanken teilen können. Oder uns wird schlagartig klar, wenn da keiner uns auffängt nach 8 oder 10 Stunden auf der Arbeit oder dem ausklingenden Tag mit einer kleinen Überraschung doch noch einmal Glanz verleiht.
Auseinander gegangene Partnerschaften, zerbrochene Ehen oder welcher Schicksalsschlag uns sonst allein sein lässt: Manchmal hat sich der Zerfall ganz langsam und unmerklich in unser Leben geschlichen, manchmal schlägt er wie der Blitz aus heiterem Himmel ein. Manchmal sind wir selbst Schuld und manchmal der oder die Andere. Oft trägt jeder sein Scherflein bei.
Egal wie. Wenn wir den ersten Schmerz überwunden haben oder die Wut vergangen ist, steht im Ergebnis das Gleiche: Wenn wir die Kerzen anzünden, tun wir das für uns allein. Und manchmal überlegen wir, ob es sich überhaupt lohnt, eine Flasche vom edlen Tropfen zu köpfen. Wir trinken sie allein doch nicht aus und schütten spätestens übermorgen den Rest weg.
Jedenfalls ist es kein Zufall, wenn in dieser Zeit die Partnerbörsen im Internet besonders viele Besuche haben. Es ist einfach, das kleine oder große Gerät einzuschalten, uns dort anzumelden und zu stöbern. Vielleicht haben wir auch noch einen verwaisten Account irgendwo, so wie ich zum Beispiel, den man nur mit ein paar Mausklicks reaktivieren muss.
Und nicht selten stellen sich schnell „Erfolge“ ein: Erste Kontakte sind bald geknüpft, „Küsschen“, „Grüße“ oder „Winke“ ausgetauscht. Die Mutigeren schreiben ganze E-Mails. Einige geben sich mehr Mühe, andere weniger. Vielleicht verabredet man sich und wenn man das ernst nimmt und den Leuten da draußen eine Chance gibt, hat man bald einen vollen Terminkalender auch außerhalb der Arbeit. Bitte nur nicht immer „Essen gehen“, sonst muss man bald das eigene Profil korrigieren infolge der vielen überflüssigen Kalorien.
Es macht auch Spaß auf dem “ Markt der Einsamen Herzen“! Man stöbert, liest Profile oder schaut auf Fotos nach attraktiven Kandidaten. Die Einen suchen jemand mit Humor, Viele Ehrlichkeit in der Beziehung, manche einen Freizeitpartner. Eine(r) will endlich ankommen, ein(e) andere(r) aufbrechen in ein neues Leben. Man wird sich also Gedanken machen müssen, was man eigentlich selbst will.
Fieberhaft wartet man auf Antwort, wenn man selbst dem Prinzen oder der Prinzessin geschrieben hat. Wie wird er oder sie reagieren? Bevor man das Licht am Abend beim Zubettgehen löscht, schaut man noch einmal in sein Postfach. Manche machen morgens als erstes die „Kiste“ an. Manchmal spinnt sich ein spannender Dialog, manchmal weiß man nach 2 E-Mails, dass es keinen Sinn hat, weiter zu schreiben. Das Herz klopft vor dem ersten Anruf – und dann das erste Treffen…
Der Möglichkeiten, sich so einen Mann oder eine Frau „zu angeln“, gibt es viele. Parship z.B. (es gibt natürlich auch noch andere…) soll die führende Online-Börsen sein und sogar TÜV-geprüft – was auch immer das für den Erfolg der Partnersuche bedeutet. Ausrichtung und Praxis in der Partnersuche der verschiedenen Partnerbörsen unterscheiden sich ein wenig und so hängt die Auswahl sicher auch von persönlichen Vorlieben ab. Es ist hier kaum anders, als in der Liebe…
Auf recht humorige Art und Weise beschreiben z.B. Alexandra Kilian und Milosz Matuschek in ihrem Buch “Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle” ihre Erlebnisse aus einem Selbstversuch – aus Sicht der Frau und aus Sicht des Mannes. Ich nehme es vorweg. Sie waren beide letztlich nicht erfolgreich, hatten allerdings angesichts ihres Buchprojektes auch nur eine gewisse Zeit.
Fragt man einmal zielgerichtet im Bekanntenkreis nach, hört man inzwischen immer häufiger, dass sich Zwei übers Internet kennengelernt haben. Vor ein paar Jahren wurde das nur etwas beschämt preis gegeben oder nur den engsten Freunden erzählt. Inzwischen ist das völlig normal und die meisten Paare haben irgendwelche amüsanten Geschichten zu berichten.
Ich könnte selbst welche beitragen, kann aber auch bestätigen, dass man sehr wohl interessante Menschen kennenlernt und sich daraus auch Beziehungen ergeben. Leider bin ich heute wieder allein, aber das wäre mir vielleicht auch passiert, hätte ich die Herzdamen im Supermarkt, im Kino, im Büro, bei Freunden oder in besagter Strandbar getroffen.
Da bin ich also wieder mit meinen langen Herbstabenden. Draußen hat sich längst die Sonne hinter den Horizont geneigt. Die Kerze brennt Ihr einsames Licht…