Was macht die Liebe (mit uns)? Interview mit Michael Eichhammer, Buchautor
von: Salsango Redaktion | aktualisiert am: 26.09.2010Was macht die Liebe mit uns? Was machen wir in der Liebe? Was ohne Liebe? Gibt es „Liebesblödheit? Oder: Macht Liebe doof? – so das Credo von Michael Eichhammer, der soeben das Buch „Erste Hilfe für Frischverliebte“ veröffentlicht hat, das wir in unserer Bücherkiste kurz vorgestellt haben.
Hier nun ergänzend dazu ein Interview mit Michael Eichhammer, über sein Buch, seine Motivation, es zu schreiben, über die Liebe und das Verliebtsein und auch das Scheitern der Liebe bzw. in der Liebe…
Neben dem Buch an sich, kann man auf der Webseite von Michael Eichhammer sich schon mal einzelne Tipps holen, deren Grundlage freilich das Buch selbst ist. Da geht es z.B. um Erinnerungen an die erste Liebe oder Beziehungs-Süchtige oder die, die in Verliebt in die Liebe sind und deshalb nie ankommen. Einen Link findet Ihr am Ende dieses Textes.
Interview mit Michael Eichhammer (Auszüge)
Gibt es nicht schon mehr als genug Liebes-Ratgeber im Buchhandel?
Der Buchmarkt ist voller Titel, die sich den Krisenzeiten oder dem Ende einer Liebe widmen, während die Anfangsphase einer emotionalen Bindung offensichtlich Terra incognita für Autoren ist. Diese Lücke zu füllen, reizte mich ungemein.
Bedarf es wirklich einer Warnung vor etwas, was doch eigentlich zu den schönsten Momenten des Lebens gehört – dem Frischverliebt sein? Wollen Sie den Leuten den Spaß verderben?
Im Gegenteil! Das Buch soll den Leuten Mut machen und helfen, ihre Liebe genießen zu können. Aber die Liebe kommt ja erst nach der Phase der Verliebtheit. Der Weg dorthin ist kein leichter. Er ist voller Stolpersteine und wer die richtigen Weggabelungen verpasst, kommt nie am Ziel an. Das sieht man aber nicht voraus, wenn man eine rosarote Brille aufhat.
Tragen denn tatsächlich alle Frischverliebten die sprichwörtliche rosarote Brille?
Nein. Manche tragen auch einen Sack über dem Kopf, der sie völlig blind macht.
Aber es gibt keine Garantien, am Ziel anzukommen, selbst wenn man Ihr Buch als Reiseführer durch den Irrgarten der Liebe dabei hat…
Richtig. Wer die Reise gut vorbereitet, die Gefahren entlang der Route kennt und Proviant einpackt, erhöht die Chance, am Ziel anzukommen. Aber dieses Restrisiko ist ja auch einer der Gründe, warum eine erwachende Liebe so spannend ist, oder?
Ein Kapitel heißt „Liebe macht doof“ – was haben Sie sich denn dabei gedacht?
Das ist natürlich bewusst provozierend formuliert, ändert aber nichts an der Tatsache, dass Liebe und rationales Denken sich in der heißen Phase des Kennenlernens nahezu ausschließen.
Sie glauben allen Ernstes, dass ihr Ausnahmezustand Frischverliebte unzurechnungsfähig macht?
Die These mag überspitzt formuliert erscheinen, doch die Forschung belegt eindeutig, dass die biochemischen Vorgänge, welche die Verliebtheit initiiert, unsere Psyche in den Zustand von Zwangsneurotikern versetzen. Mit dem Liebesschwur „Ich bin verrückt nach dir“ spricht man ein wahres Wort gelassen aus…
Brauchen frischverliebte Erwachsene wirklich ein Buch, das ihnen die Liebe erklärt?
Wenn Sie sich die Single-Statistiken deutscher Großstädte ansehen, kennen Sie die Antwort.
Frisch verliebt zu sein verbindet man klassischerweise mit jüngeren Menschen. Haben sie auch für Ältere Ratschläge zur Hand?
Das Buch wendet sich keineswegs an eine bestimmte Altersgruppe. Die erste Liebe ist zwar prägend für das ganze Leben, doch Alter schützt vor Torheit nicht. Heutzutage sind Trennungen nach langen Ehejahren weitaus häufiger geworden, weshalb auch ältere Menschen sich immer wieder frisch verlieben.
Gibt es für jede Altersstufe spezifische typische Fehler?
Jüngere neigen dazu, sich mit einer gewissen Blauäugigkeit in eine Beziehung zu stürzen. Das bringt aber auch etwas Positives mit sich, von dem sich Ältere eine Scheibe abschneiden können: den Mut, sich unvoreingenommen und optimistisch auf das Abenteuer Liebe einzulassen. Auf der anderen Seite können Jüngere von dem Erfahrungsschatz der Reiferen profitieren, die im Idealfall aus ihren Fehlern gelernt haben. Letztlich gilt es – unabhängig vom Alter der Betroffenen – eine goldene Mitte zu finden, zwischen der Offenheit für große Emotionen und der gesunden Skepsis hinsichtlich des eigenen Urteilungsvermögens im Rausch der Gefühle.
[aartikel]3608945636:left:salsango-21[/aartikel]Was sind ein paar typische Stolperfallen auf dem Weg zum Glück?
Damit könnte man ganze Bücher füllen! Was ich ja auch getan habe. Aber im Ernst: Das geht schon los beim ersten Eindruck, bei dem wir Dinge auf den anderen projizieren, die mehr über unser Innenleben aussagen als über die Wirklichkeit. Das romantische Ideal der großen, ewigen Liebe sorgt ebenfalls für falsche Erwartungen und Enttäuschungen. So mancher ist, ohne es zu wissen, nicht verliebt in eine Person, sondern in die Liebe selbst – weil sich der Rausch so schön anfühlt oder weil die Bestätigung der eigenen Anziehungskraft Futter für das narzisstische Ego ist.
Was raten Sie Menschen, die immer wieder an den Falschen geraten?
Wer sich fragt, warum er immer wieder die Falschen anzieht, ist sich oft nicht bewusst, das Automatismen in seinem Denken der Grund dafür sind. Der größte Feind unseres Glücks sind wir oft selbst: Wenn in unserem Dachspeicher die Gespenster der Vergangenheit spuken, wird es uns im Traumhaus des neuen Glücks nicht geheuer sein… Den Ballast der Altlasten abwerfen ist der erste Schritt in eine gemeinsame Zukunft.
Was bestimmt unsere Partnerwahl?
Das ist ein kompliziertes Zusammenspiel aus unterschiedlichsten Faktoren, die uns teilweise völlig unbewusst beeinflussen. Beispielsweise spielt der Geruchssinn eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Partnerwahl. Die Natur führt uns im wahrsten Sinne des Wortes an der Nase herum. Es ist verblüffend, wie wenig wir uns auf unsere Zurechnungsfähigkeit verlassen können. Wenn biochemische Prozesse im Körper die Führung übernehmen, ähneln wir Zombies.
—- Ende —
Das Interview haben wir selbstständig gekürzt. Den gesamten Wortlaut findet Ihr auf der oben bereits zitierten Webseite von Michael Eichhammer.