Tony Succar: Interview zu „Unity – The Latin Tribute to Michael Jackson“
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 26.10.2022Salsa-Fans aufgepasst! Tony Succar hat mit seinen Latin-Versionen von Michael-Jackson-Hits, einer CD und Show diesem ein Denkmal gesetzt. „Unity – The Latin Tribute to Michael Jackson“ ist der Name dafür. Hier ein Interview mit dem Musiker Tony Succar zu diesem einmaligen Projekt. Mehr müssen wir jetzt nicht dazu schreiben, weil Tony Succar alles im Interview erklärt.
Damit Sie sich aber schon mal ein Bild machen können, ein Idee von dem Projekt noch vor dem Interview bekommen, hier ein kurzes Video zur Einstimmung:
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Weitere musikalische Beispiele finden Sie weiter unten (oder imArtikel: Tony Succar Salsa-CD Unity The Latin Tribute To Michael Jackson.)
Interview mit Tony Succar
Tony, erzählen Sie uns ein wenig über Ihren Hintergrund, Ihre Wurzeln und Ihre musikalischen Einflüsse.
Tony Succar: Ich komme aus Peru und bin dort in Lima geboren. Meine Mutter ist japanischer Abstammung, Mein Vater hat mexikanische, spanische und libanesische Wurzeln. Daher kommt auch mein Nachname. Succar heißt Zucker auf Arabisch.
Aufgewachsen bin ich dann in Miami (Florida), beeinflusst von vielen Kubanern, Kolumbianern, Puertoricanern etc.. So kam ich zur Salsa-Musik. Durch die vielen Ethnien ist Miami zu einem kulturellen Schmelztiegel geworden. Das ist wirklich erstaunlich! So habe ich ganz unterschiedliche Musik-Stile kennengelernt, bin damit aufgewachsen. Als Kind hörte ich viel Hip-Hop und R&B, das wechselte dann zum Rock. Aber ich hörte immer auch Lateinamerikanische Musik, vor allem daheim. Meine Eltern sind Musiker. Dadurch wurde bei uns zu hause immer viel Salsa, Merengue, Cumbia, Latin Jazz und natürlich typisch peruanische Folklore-Musik gespielt.
Das erste Instrument, das ich spielen lernte, war eine peruanische Cajon (Anm. d, Red.: eine Kisten-Trommel). Also war ich schon von klein an mit afro-peruanischer Musik verbunden. Das ist ganz natürlich für mich.
Den größten musikalischen Einfluss auf mich hatte dann Tito Puente (Anm. d. Red.: Ein berühmter Salsa-Musiker und Bandleader, der u.a. auch Perkussion spielte). Er hat mich inspiriert, Arrangeur, Produzent und Bandleader zu werden. Nicht viele Perkussionisten übernehmen diese Rolle und genau deshalb entschied ich mich für diesen Weg.
Wie sind Sie auf die Idee zu „Unity – The Latin Tribute to Michael Jackson“ gekommen? Was waren die Hintergründe dieses einmaligen Spektakels?
Tony Succar: Die Idee zu diesem Projekt entstand im Jahr 2010, als ich von einer Vermittlungsagentur gebeten wurde, bei einer Halloween-Show in Miami Beach mitzumachen. Die Show war Teil einer großen Party auf der Lincoln Road (Anm. der Redaktion: Eine beliebte Fußgängerzone in South Beach). Das Thema für die Nacht war „Thriller auf der Lincoln Road„. Der Agent bat mich, dazu passend den Song „Thriller“ zu spielen. Aber ich war damals gerade viel mit meiner lokalen Salsa-Band unterwegs. Deshalb beschloss ich, ein Arrangement zu schreiben, das zur Besetzung meiner Band passte – auch wenn das eine Menge Arbeit bedeutete.
Das Arrangement kam so gut an, die Reaktion des Publikums war so positiv, dass ich in dieser Nacht beschloss, ein ganzes Album als Hommage auf Michael Jackson zu produzieren. Ich war schon immer ein großer Fan von Michael. Deshalb war das für mich eine Herausforderung, an der ich viel Freude haben würde.
Ich hatte damals keine Ahnung, dass dieses Projekt später so groß werden würde. Oder, dass Latin-Stars wie Tito Nieves, La India und Jon Secada mit dabei sein würden. Aber ich wusste, wenn ich mich an die Musik von Michael Jackson trauen wollte, musste es etwas ganz Besonderes sein.
Das ist ein sehr leidenschaftliches Projekt. Jeder der Beteiligten ist ein Fan von Michael Jackson. Wir alle glauben an Michael Jacksons Vermächtnis und an die Botschaften in seiner einmaligen Musik. Das macht dieses ganze Abenteuer noch fantastischer.
Also war Ihre Bewunderung und der Respekt vor der Leistung von Michael Jackson die Motivation für diese Show? Wie haben die puristischen Michael-Jackson-Fans reagiert oder allgemein die Musik-Kritiker?
Tony Succar: Die Akzeptanz der Michael-Fans war überraschend groß. Ich glaube, die wirklichen Michael-Jackson-Fans können sich gut mit diesem Projekt arrangieren, weil wir an jeden Song mit großer Sorgfalt und mit Respekt heran gegangen sind. Unity war nicht durch Geld motiviert und nicht kommerziell geprägt… Mit Unity wollen wir der Ikone, die Michael Jackson für uns ist und zu der wir aufschauen, die Ehre erweisen.
Die Kritiker-Meinungen waren auch großartig. Ob sie Experten in Tropical Music, Jazz oder Pop sind, alle scheinen eine ähnliche Meinung von unserem Projekt zu haben. Sie schätzen die Mühe, die wir in die Arrangements und in die Instrumentierung gesteckt haben – und nicht nur die Leistungen der Sänger, sondern auch die der Musiker bei den Aufnahmen… Wie wir einerseits die Essenz von Michaels Original-Songs bewahrt, andererseits es aber auch geschafft haben, sie in eine ganz andere Welt mitzunehmen. Durch die Integration der kraftvollen Latino-Rhythmen entstand eine einzigartige Tropical-Pop-Fusion (Anm. der Red.: Tropical ist in den USA ein eigenes musikalisches Genre und bezeichnet karibisch geprägte Musik).
Wie lange hat es gedauert, bis die Arrangements, die Stimmen und allgemein das Projekt fertig waren?
Tony Succar: Der Prozess des Arrangierens dieser Songs war ziemlich umfangreich. Stellen Sie sich z.B. vor, dass ich keine Ahnung davon hatte, wer die Songs singen würde, als ich die Arrangements schrieb. Ich hatte ja nie daran gedacht, dass einmal solche Latin-Superstars bei diesem Projekt dabei sein würden.
Deshalb lag mein Fokus auch nicht auf „kommerziellen“ Arrangements. Ich konzentrierte mich darauf, wie Quincy Jones das machen würde, Tito Puente oder gar Michael Jackson selbst (Anm. d. Red.: Quincy Jones war lange der Produzent von Michael Jackson)… Ich fragte mich immer wieder: Wären Quincy und Michael stolz auf das, was ich da tue? Ich habe versucht mein Bestes zu geben, musikalisch so interessant wie möglich, ohne dabei die Balance zwischen Pop und Latin zu verlieren… Das war der schwierigste Teil an dieser Formel.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie viel Zeit genau ich damit verbracht habe, die ganzen Arrangements zu schreiben. Aber ich glaube, es waren etwa 6 Monate, mehr oder weniger… Und dann natürlich noch die Aufnahmen, das war eigentlich der längere Prozess. Sie müssen bedenken, die Aufnahmen entstanden an verschiedenen Orten mit mehr als 90 Musikern und 9 Sängern! Außerdem musste ich sehr sparsam sein und effektiv arbeiten, um überhaupt alle Kosten decken zu können… Ich denke, allein diese Arbeit hat 2 Jahre gedauert.
Warum haben Sie dieses Projekt UNITY genannt und nicht vielleicht einen kommerzielleren Name gewählt?
Tony Succar: Ich nannte das Projekt „Unity„, weil das am besten beschreibt, worum sich Michaels Musik dreht. Nehmen Sie Songs wie „Black or White„, „Man in the Mirror„, „Earth Song„, „They don’t care about us„… Alle haben deutliche Anliegen und Aussagen. Es geht um die Gleichheit und Brüderlichkeit der Menschen, um Selbstreflexion, Umwelt-Bewusstsein, „Nein zu Rassismus“ … Das ist es, was für mich wirklich herausragt und dem wollte ich Ehre erweisen: Michaels Botschaft, sein Vermächtnis.
„Unity“ repräsentiert die Einheit der Kulturen und Musikstile. Genau das ist es, was ich versucht habe, musikalisch mit diesem Projekt zu erreichen. Dafür war es ideal geeignet.
Und was ist Ihr wichtigstes Ziel, wenn Sie Musik machen?
Tony Succar: Das Wichtigste für mich ist die Verbindung mit den Zuhörern und Tänzern. Die Magie hinter Salsa-Musik ist doch der Groove, die Energie, die Kraft. Wenn Sie diese spezielle Soße hören, wollen Sie aufstehen und tanzen… Ich muss darauf achten, dass diese Besonderheit bei meiner Musik niemals verloren geht. Natürlich kommt es auf die Art von Musik an, die ich schreibe. Aber wenn es Latin und Salsa ist, muss ich eine Gänsehaut bekommen und zum Tanzen animiert werden.
Bruce Swedien, der legendäre Grammy-Gewinner, Toningenieur und Musikproduzent-Assistent des meistverkauften Albums der Welt „Thriller“, hat über Unity gesagt: „Michael hätte dieses Projekt geliebt. Er wäre begeistert von dem, was Tony getan hat und ich bin dankbar, ein Teil davon zu sein“. Wie fühlst du Dich bei einer solchen Anerkennung und was bedeutet die für dich persönlich?
Tony Succar: Ich habe so viel von ihm gelernt! Die Möglichkeit, mit so einer Legende zu arbeiten, war vermutlich das größte Highlight in meiner Karriere. Wir setzten uns zusammen und mischten auf genau derselben Konsole, auf der er damals die Original-Songs gemixt hatte… mit Michael, mit Quincy… Das ist für mich die größte Ehre, die ich je erfahren durfte.
Bruce ist sehr emotional mit dem Projekt verbunden. Das ist sein Ausdruck der Dankbarkeit. Die Worte „Michael hätte dieses Projekt geliebt“ bedeuten eine ganze Welt für mich! Und sie geben mir das Gefühl, dass ich meine Mission mit diesem Projekt erreicht habe.
Das UNITY-Album entstand in Zusammenarbeit mit Tito Nieves, La India, Jon Secada, neben anderen großen Sängern und wurde Nummer 1 in den Billboard Charts. Es wurde aufgenommen in New York, Miami, Puerto Rico, Texas und Peru. Die ganze Musikwelt ist begeistert und liebt UNITY, aber… Die Latin Grammy Organisation akzeptiert das Album nicht. Was ist passiert und was sind die Gründe dafür?
Tony Succar: Die Situation mit den Latin Grammys war extrem unglücklich. Im Grunde haben sie gesagt, was für sie zählt, sind die Texte, nicht die Musik. Und wenn wir nicht mehr spanische als englische Worte haben, können sie das Album nicht als Latin anerkennen. Doch sie haben nicht wirklich korrekt gerechnet!
Zunächst haben sie nur auf die Song-Titel geschaut. Dann haben sie die Wörter gezählt. Dabei waren sie aber sehr ungenau, denn sie haben solche stimmlichen Äußerungen wie „ooohhhs“ und „ahhhhs“ als englische Wörter gegen uns gezählt. Das Schlimmste daran war aber, dass sie nie eine klare Erklärung gegeben haben, was wirklich passiert ist im Hinblick auf die Entscheidung des Ausschusses…
Deshalb habe ich eine Petition gestartet, wegen der Situation bei LARAS, und glücklicherweise hat sich das sehr zum Guten entwickelt (Anm. d. Red.: LARAS ist die Abkürzung für die Latin Academy of Recording Arts & Sciences, die die Latin Grammys vergibt). Der Präsident der Latin Grammys streckte die Hand aus und unsere Diskussion war sehr effektiv. Wir sind auf der Suche nach einem positiven Ergebnis, wie die Academy Musik künftig bewertet.
Unglücklicherweise ist „Unity“ von dieser ungerechten Entscheidung betroffen. Doch der Präsident sucht nach Möglichkeiten, dieses Projekt zu unterstützen. Er ist nämlich ein Fan davon. Das ist das Tragischste an der Sache…
Im Moment habe ich keine weitere Informationen. Aber, sobald ich Neues erfahre, werden ich das auf der Website unter Updates veröffentlichen.
Die Show UNITY hat verschiedene Formate, einschließlich der Variante, dass 40 Künstler gleichzeitig auf der Bühne sind. Wegen der Touren und Veranstalter werden aber hauptsächlich 16 Leute auftreten, inklusive vier Tänzer. Seien Sie so nett und erklären Sie uns ein bisschen mehr dieses erstaunliche Spektakel selbst.
Tony Succar: Der wichtigste Teil dieses Projekts ist die Musik! Ich habe in der Vorbereitung der Shows viel Zeit verbracht, damit wir die Zuschauer in den Shows noch einmal über das Album hinaus begeistern. Das Schöne an dieser Show ist, dass sie sich eignet, Tänzer zu integrieren.
Das visuelle Element war immer ein großer Teil von Michaels Shows, seinen Musikvideos, seinen unglaublichen Choreographien. Deshalb wollten wir genauso den Tanz kombinieren, wie wir bei der Musik unterschiedliche musikalische Elemente miteinander verschmolzen haben. Dabei nutzen wir die Original-Choreographien und verbinden sie mit Salsa und Latin Dance. Dadurch entsteht ein neues visuelles Element, ein einzigartiges Michael Jackson Latin Erlebnis.
Für 2016 sind verschiedene Projekte in Planung, z.B. eine Tour durch Europa und im Nahen Osten. Wann erwarten Sie, in Europa und im Nahen Osten zu sein, und wer wird diese Tour organisieren?
Tony Succar: Ja, wir planen eine ausgedehnte Tour für das Jahr 2016. Cat 7 Productions unter Leitung der Choreografin und Tanz-Legende Susana Montero und des bekannten Produzenten Marcos „Cotton“ Szczurek, sind unsere Partner. Weitere Infos dazu finden Sie auf der Website dort (siehe Link unten).
Tony, es ist ein Vergnügen sich mit ihnen zu unterhalten. Wir bedanken uns für Ihre Herzlichkeit in diesem Interview. Um es abzuschließen: Haben Sie noch eine Botschaft an die Menschen, tief aus ihrem Herzen?
Tony Succar: Es ist eine Freude, hier bei Ihnen zu sein… und vielen Dank für die Einladung. Es ist ein Privileg, dieses Projekt um die Welt zu tragen, und ich hoffe, dass es Michaels Vermächtnis und die Botschaft der Gleichheit und Einigkeit weiter verbreitet.
Für alle da draußen mit einer Idee, mit einer Vision, mit einem Traum: Verfolgen sie ihn, kämpfen Sie dafür, damit Träume wahr werden… Lassen Sie sich nicht entmutigen… Glauben Sie an sich selbst und schließen Sie sich mit jenen zusammen, die auch an Sie glauben, denn gemeinsam ist alles möglich!
-Ende des Interviews-
Wenn Sie jetzt unbedingt mal Musik hören wollen, hier ein herausragendes Beispiel:
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Hier noch einmal der Link zum Artikel über die CD des Projektes: Tony Succar Salsa-CD Unity The Latin Tribute To Michael Jackson
Mehr solcher Interviews finden Sie bei uns unter Salsango-Specials. Mehr aktuelle Musik-Infos findet Ihr immer in unserer Kategorie Salsa-Musik oder sonst in unseren Kategorien und Stichworten, die immer unter jedem Artikel stehen oder allgemein in einer Übersicht im Bereich Unterhaltung.
Empfehlen wollen wir Euch auch unser Salsa-Magazin, ein spezielles Thema innerhalb unseres Magazins mit vielen aktuellen Salsa-Nachrichten.
Quellenangaben:
- zur Webseite des Projektes Unity – The Latin Tribute to Michael Jackson
- zur Webseite von Tony Succar
- zur Website von Cat 7 Productions
- Das Interview und die Fotos wurden uns im Original zur Verfügung gestellt von Marcos „Cotton“ Szczurek von Cat 7 Productions und die Veröffentlichung in Salsango autorisiert. Vielen Dank dafür!
- Übersetzung ins Deutsche: Karsten Heimberger