Tanz-Profis Sandra Koperski und Steffen Zoglauer im Interview vor der DM Kür 2012 der Professionals

von: | aktualisiert am: 26.10.2022
Tanzpaar Sandra Koperski und Steffen Zoglauer

Tanzpaar Sandra Koperski und Steffen Zoglauer

Sandra Koperski und Steffen Zoglauer aus Berlin sind seit 3 Monaten Tanzprofis.

Wenige Tage vor der Deutschen Meisterschaft Kür der Professionals am 17. März 2012 in Hannover, ihrem ersten Auftritt als Tanz-Profis vor deutschem Publikum, trafen wir uns mit den beiden Tänzern zum Interview.

Wir haben Sie befragt zu Ihren Anfängen im Tanzsport und denen jetzt bei den Profis.

Sandra und Steffen tanzen sowohl Standard- als auch Lateinamerikanische Tänze, starten bei den s.g. 10 Tänzen (ein Wettbewerb mit allen Tänzen) und auch bei den Kür-Wettbewerben – in diesem Jahr aber zunächst mit einer Standard-Kür.

Wir werden Sandra Koperski und Steffen Zoglauer in der nächsten Zeit weiter begleiten und Euch so die beiden Tänzer näher vorstellen. Alle Beiträge mit dem Tanzpaar findet Ihr unter dem Stichwort Steffen Zoglauer – Sandra Koperski.

Außerdem möchten wir Euch einen Einblick in das sportliche Leben eines jungen Tanzpaares zu Beginn eines neuen Karriereabschnitts geben und starten so zwei neue Artikelserien (dazu später mehr).

Interview mit Sandra Koperski und Steffen Zoglauer

Salsango: Ihr seid erfolgreiche Tänzer bei den Amateuren gewesen. Warum jetzt dieser Schritt zu den Profis?

Sandra: Es war schon immer unsere Idee, einmal Profitänzer zu werden und nur die Frage, wann. Jetzt war die Zeit irgendwie reif für die Veränderung. Wir haben eine neue Herausforderung gesucht. Dann durften wir im letzten Jahr Turniere nicht tanzen, die wir wichtig finden, z.B. Turniere in England. Da stand für uns der Schritt fest. (Es gab ein paar Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen Tanzverbänden – Anm. der Red.)

Steffen: Wir sind von Anfang an von unseren Trainern so erzogen worden. Eigentlich gab es nie Zweifel, dass wir diesen Schritt zu den Profis eines Tages gehen würden.

Seit einiger Zeit trainieren wir z.B. in Italien bei Massimo Giorgianni und Alessia Manfredini (mehrfache Weltmeister). Dieses Training war immer so ausgerichtet.

Salsango: Schon immer… Heißt das, dass ist ein Kinder- oder ein Jugendtraum von Euch?

Sandra: Ja, das ist unser gemeinsamer Traum, Profi zu werden. Wir haben schon früh die Profis auf Veranstaltungen, im Fernsehen oder sonst im Video gesehen und wollten auch so sein, so tanzen, wie die Großen, wie z.B. unsere große Meister… (siehe oben).

Sandra und Steffen abwechselnd: Profis stehen einfach mehr fürs Tanzen – die Leistung ist irgendwie echter – und weniger athletisch orientiert.

Steffen: Natürlich geht es im Tanzsport nicht ohne die athletischen Voraussetzungen. Doch wir denken, bei den Profis steht mehr der künstlerische Aspekt im Vordergrund, als bei den Amateuren.

Unser Trainer sagt immer zu mir: Das Wichtigste ist, dass Du zur Musik gut tanzen kannst – und mit Deiner Partnerin, so dass die Frau auch Frau ist.

Uns ist mehr und mehr bitter aufgestoßen, dass es in anderen Verbänden zunehmend um Athletik geht. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau verschwimmen, das eigentliche, das ursprüngliche Tanzen tritt in den Hintergrund.

Tanzen ist mehr als Sport…

Salsango: Wir hatten hier im Magazin schon häufiger dieses Thema. Zum Beispiel bei der letzten Deutschen Meisterschaft Standard (bei den Amateuren), bei der Ihr im Finale ward und den sechsten Platz belegen konntet. Das war Hochleistungsport…

Steffen: Da ist auch völlig o.k. so. Und trotzdem ist die Frage: Wozu gibt es den Hochleistungssport?

Es gibt beim Tanzen mehrere Elemente. Wenn das Tanzen aber auf den sportlichen Teil reduziert wird und der musikalische und künstlerische Teil kaum mehr zu erkennen ist, dann ist das fragwürdig und nicht das, was wir wollen. Da könnten wir auch Rhythmische Gymnastik machen…

Sandra: Ich finde, man muss auch schauen, wie sich das früher mal entwickelt hat. Tanzen war ein gesellschaftliches Vergnügen. Man ging tanzen, um sich zu amüsieren.

Salsango: Wobei ich schon denke, dass die Athletik, Fitness und das professionelle Umfeld heute zum Tanzsport unbedingt dazu gehören.

Beide: Ja, natürlich!

Sandra: Was wir meinen, hat nicht nur mit den Tänzern an sich zu tun, sondern z.B. auch mit den Turnieren, wie die ausgerichtet werden. Bei den Profis finden die Turniere oft im Rahmen von festlichen Bällen statt, mit vielen Zuschauern, in wunderschönen Sälen, mit Orchester (und nicht Musik vom Band), Wertungsrichter in Smoking und mit Fliege…

Bei den Amateuren hatten wir es zuletzt immer häufiger erlebt, dass nur wenige Zuschauer da waren, das Turnier in einer Sporthalle stattfand, die Runden zackig durchgezogen wurden – eben wie zu einer Sportveranstaltung – und nicht wie beim Tanzen. Letztlich ging es nur um das Ergebnis… Das denken wir, ist der Unterschied.

Steffen: Athletik muss sein, auch bei uns! Wir sind fit! Aber wir möchten diese Fitness nutzen, um uns besser ausdrücken, besser tanzen zu können – und nicht des sportlichen Effektes wegen.

Die Anfänge junger Tänzer

Salsango: Ich will noch mal auf den Jugendtraum zurück kommen. Seit wann tanzt Ihr?

Steffen: Anfangs war das Tanzen für mich mehr ein Hobby, wie jedes andere. Dazu wurde ich „gezwungen“ (lacht). Ich war eigentlich beim Turnen. Die Tochter unserer Nachbarn damals wollte unbedingt tanzen. Da „musste“ ich dann irgendwann mit. Ich hatte anfangs gar keinen rechten Bock darauf und hab mich auch gedrückt, wenn ich konnte. Irgendwann haben wir aber unsere ersten Turniere getanzt. Da war ich 12 oder 13 Jahre alt.

Mit 16 bin ich über einen Schüleraustauch nach Amerika für ein halbes Jahr und dort z.B. Basketball gespielt. Als ich wieder zurück kam, fing ich mit einer anderen Tanzpartnerin an zu tanzen.

Dann hab ich Sandra kennengelernt und das Tanzen ernsthaft für mich entdeckt. Da war es auch kein Problem, mal 3-4 Stunden im Tanzsaal zu sein und zu trainieren. Von da an ging es stetig aufwärts. Klar geht’s mal besser und mal nicht so gut. Aber, wir waren kontinuierlich erfolgreich.

Mit meinem Sportsgeist hat mich das auch motiviert, so dass ich beim Tanzen geblieben bin.

Salsango: Und in dieser Zeit ist der Wunsch entstanden, mal Profi zu werden?

Steffen: Naja… Wenn Du merkst, Du bist nicht so ganz schlecht und wirst vom Umfeld unterstützt, orientierst Du Dich, schaust was andere machen – und natürlich auch zu den Besten.

So ist der Wunsch langsam gereift, Profi zu werden… Das ist, glaube ich, auch das Gute bei uns. Der Wunsch, Tanzen zum Beruf zu machen, ist gewachsen, mit der Zeit, aus uns selbst heraus – und ist nicht von außen an uns herangetragen worden.

Salsango: Und Sandra, wie war das bei Dir?

Sandra: Als kleines Mädchen hab ich mir immer schon Tanzturniere im Fernsehen angeschaut – und war fasziniert von den schönen Kleidern, mit den vielen Strasssteinen und so. Zu meiner Mama hab ich gesagt: Ich will auch mal so ein Kleid tragen… (beide lachen).

Ich war auch so 12-13 Jahre alt, als meine Eltern dann eine Tanzschule ausgesucht hatten. Nach 2 Monaten meinte die Tanzlehrerin dort, ich hätte Talent und solle doch in einen richtigen Tanzclub gehen: „Tanz mal richtig, aus Dir könnte was werden…“. Das hab ich versucht.

Dann ging alles ganz schnell. Ich hab erst mit einem Tanzpartner getanzt, dann mit einem anderen und schon nach einem ¾ Jahr hab ich Steffen kennengelernt.

Steffen: Ja, das war total witzig… Ich war beim Blauen Band (ein großes, traditionsreiches Turnier in Berlin). Da las ich einen Aushang von Sandra: Sie aus der Jugend A suchte einen Tanzpartner. Ich war damals 18 und dachte: „Jugend A, die sind 16-18, das könnte passen.“

Ich hab sie also angerufen und wir haben ein Probetraining verabredet. Als Sandra dann vor mir stand, kam mir das gleich ein bisschen komisch vor… Irgendwann hab ich sie dann gefragt, wie alt sie ist? Da meinte sie, sie sei gerade 14 geworden…  Ach Du lieber Gott. Ich war 18!

Sandra (lacht): Ja, ich wollte schon immer einen älteren und besseren Tanzpartner haben…

Steffen: Es hat sich dann herausgestellt, dass Sandra zwar in der Jugend A tanzte, aber dafür eigentlich viel zu jung und zudem noch recht unerfahren war.

Sandra: Ich war fast noch Anfänger, hatte gerade 3 Turniere getanzt. Aber gleich gewonnen und so sind wir (mit meinem damaligen Tanzpartner) in die nächste Klasse aufgestiegen. Und der nächste Tanzpartner war vom Alter her Jugend A, also hab ich auch Jugend A getanzt.

Steffen: Es hat sich schnell heraus gestellt, dass wir ganz gut zusammen passten. Wir haben uns verstanden und konnten uns die Tänze leicht miteinander erarbeiten. Das hat einfach gestimmt. So haben wir dann gesagt: Wir versuchen es mal. Und seit dem tanzen wir zusammen.

Steffen Zoglauer und Sandra Koperski

Steffen Zoglauer und Sandra Koperski

Salsango: Wie ging es dann weiter?

Sandra: Genauso schnell. Nach einem knappen Jahr sind wir in die S-Klasse aufgestiegen (die höchste Amateur-Klasse – Anm. der Red.)

Steffen: Auf der Deutschen Meisterschaft waren wir bald unter den besten 24 Paaren in Deutschland. Damals waren noch 160 Paare am Start! Dann haben wir uns Stück für Stück nach vorn gearbeitet.

Dadurch, dass wir immer auf uns selbst gestellt waren und auch manches Mal unseren eigenen Kopf hatten, unsere eigenen Ideen, sind wir manchmal am Ziel auch vorbei geschlittert, haben aber unheimlich viel gelernt.

Sandra: Nach 2 Jahren wurden wir in den Sichtungskader gerufen (Sportförderung). Aber in den Latein-Kader – obwohl wir uns mehr bei den Standardtänzen sahen. Das hat sich letztlich als Glücksfall erwiesen, denn so können wir „10 Tänze“ tanzen und sowohl in den Wettbewerben der Standard- und der Latein-Tänze antreten.

Steffen: Trotzdem tendieren wir immer noch mehr zu den Standardtänzen. Wir denken, dort ist es schwieriger, sich gut auszudrücken, wirklich gut zu tanzen. Beim Latein sind die Möglichkeiten vielfältiger, die Leute zu begeistern. Wir wollen aber auch mit den Standardtänzen die Leute begeistern. Das ist unser Ehrgeiz…

Deswegen sind wir auch nach Italien zu unserem Trainer, der die Standardtänze entscheidend verändert hat.

Erste Schritte bei den Profis

Salsango: Und nun sind Sandra und Steffen also Profis und haben zur Deutschem Meisterschaft Kür Ihr erstes Turnier?

Steffen: Ja und Nein. Wir haben Anfang des Jahres schon 4 Turniere in England getanzt. Bei den UK Championships, einem sehr traditionsreichen Turnier dort, sind wir bei den „Rising Stars“ Dritte geworden (ein spezieller Wettbewerb innerhalb des Turniers für die „Frischlinge“).

Damit sind wir ganz zufrieden. Das war ein Start nach Maß!

Sandra: Wir hatten gehofft, dass es so gut läuft. Aber damit rechnen kann man nie, zumal wir ja noch so neu sind…

Steffen: Bei den „Star Championships“ in London konnten wir uns dann auch gleich noch für die Weltmeisterschaft in den Standardtänzen im November in Black Pool qualifizieren. Das hatten wir uns auch vorgenommen, bei den Profis gleich einen guten Start zu haben.

Die Deutsche Meisterschaft Kür ist dann unser erstes Profi-Turnier hier in Deutschland. Wir wollen uns dort gut präsentieren. Das ist für uns auch wichtig, hier bei den Turnieren in Deutschland mit guten Leistungen auf uns aufmerksam zu machen.

Sandra: Eine Woche später tanzen wir dann in Chemnitz. Da tanzen wir Standard und Latein. Zur Zeit ist unsere Latein-Kür zwar noch nicht fertig… Aber wir wollen unbedingt auch Latein tanzen. Da finden wir mit unserem Trainer Horst Beer noch eine Lösung.

Steffen: Das ist deshalb wichtig für uns, weil wir auch bei den „10 Tänzen“ (ein Wettbewerb im Tanzsport – Anm. der Red.) bei den Profis mitmischen wollen.

Salsango: Vielen Dank für das Gespräch! Wir drücken Euch die Daumen für die nächsten Turniere und Eurer erstes Jahr bei den Profis! Und wir werden uns wiedersehen und Euch mit Salsango weiter begleiten.

@16. März 2012: Hier noch das passende Video zur Einstimmung auf die Kür von Steffen Zoglauer und Sandra Koperski, die „The Artist“ heißt:

Mehr Informationen zum Tanzsport

Infos zu den Deutschen Tanz-Meisterschaften an diesem Wochenende erfahrt Ihr in unserem Ankündigungsartikel (siehe Link) – und natürlich werden wir hier im Magazin auch aktuell darüber berichten. Die wichtigsten Tanz-Turniere (auch das in Chemnitz – siehe oben) findet ihr unter dem Link vorn.

Mehr aktuelle Tanzsport-News findet Ihr immer in unserer Kategorie – und auf der Themenseite Tanzsport.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert