Tango WM 2014 – Das Fest und die Vorrunden
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 24.08.2014Buenos Aires. Die Vorrunden zur Tango WM 2014 sind getanzt. Buenos Aires stellt nicht nur die meisten guten Tango-Tänzer, sondern weiß auch hervorragend, den Tango zu zelebrieren!
Die Tickets für die Finale der Tango Weltmeisterschaft waren innerhalb eines Vormittags weg.
Eine lange Schlange um den Häuserblock ließe in Mitteleuropa wohl an alles mögliche denken, aber nicht an Tango. In Buneos Aires stehen die Leute erst ein paar Stunden für die Tickets an, um später im Finale mehrere Stunden Tango-Tänzern zu sehen – wenngleich auf hohem tänzerischen Niveau.
Am Abend wird selbst getanzt oder einem der vielen Konzerte gelauscht. Die Hommage an Anibal Troilo z.B. ist gleichermaßen leidenschaftlich wie ausufernd. Das Festival, in das die Tango WM eingebettet ist, steht nämlich ganz im Zeichen des berühmten Musikers, Komponisten und Bandleaders: Konzerte, Zitate, Filme aus den Jahren 1933 – 1955, sogar das Kinder-Musical „La nota mágica“ von Luis Borda wird zu seinen Ehren aufgeführt.
Die Sängerin Adriana Varela z.B. gestaltet ein ganzes Konzert mit Stücken von „Pichuco„, wie Troilo auch genannt wurde, als Höhepunkt an einem er Abende. Wenn Raul Lavie unverstärkt „All My Life“ und „Chau Bandoneón“ über den Platz schmettert, stehen den Menschen in BA die Tränen in den Augen.
Weitere aktiven Tango-Musiker mit großen Namen geben sich auf dem Tango Festival die Klinke in die Hand. Für minutenlange stehende Ovationen sorgt beispielsweise das Sexteto Mayor. Da ist Sänger und Songschreiber Juan Seren und seiner neuen Band Los Púa Abajo. Walter Rios begleitet am Bandoneon Wu Yung-Lung, der zum ersten Mal in Buenos Aires auf der Bühne steht. Patricia Barone singt ihre eigenen Lieder gemeinsam mit Gitarrist und Komponist Javier González. Die Sängerin Romina Bianco stellt ihr neues Album vor, das Orquesta Típica El Arranque, das Orchester Osvaldo Berlingieri, die Sänger Cardenal Domínguez und Ariel Argañaraz… Die Liste ist wirklich beeindruckend und muss immer unvollständig bleiben.
Ein Teil des Festival ist speziell für „junge“ Musiker reserviert, die den Tango anders und manchmal auch neuartig interpretieren: „Klassiker der Zukunft“ ist das Motto, unter dem sich eine neue Generation von Künstlern, Komponisten, Textdichter, Choreografen und Milongueros präsentieren kann. Teils sind Namen oben schon genannt. Weitere sind Conjunto Falopa, Tango Trash, Astillero, Juan Esteban Cuacci, Orquesta Típica Agustín Guerrero, Joel Tortul Cuarteto, Carlos Franzetti und Daniel Melingo. „Garage Tango“ ist ein Begriff, der irgendwie besonders gefällt…
Ergebnisse Vorrunde der Tango Weltmeisterschaft 2014
Die Ergebnisse der Vorrunden Tango de Pista (bisher Tango Salon, auch Dance Floor Tango) und Tango Escenario liegen inzwischen vor. Die Liste vom Bühnentango ist aber eben erst angekommen, die werten wir gleich aus…
Qualifiziert für das Halbfinale Tango de Pista haben sich 54 Tanzpaare, zu denen allerdings noch die direkt qualifizierten Tanzpaare aus den Gebiets- und Stadtmeisterschaften und sonst autorisierten Turnieren stoßen. Deshalb kann man aus dem aktuellen Punktestand auch noch keine Favoriten ausmachen.
Vorn liegen bisher fast ausschließlich Tanzpaare aus Argentinien und dann besonders aus Buenos Aires. Unter den ersten 10 aus der Vorrunde sind 6 Tanzpaare von hier. Tanzpaare aus Kolumbien sind in den letzten Jahren immer wieder vorn mit dabei gewesen. Auch in diesem Jahr zwei unter den ersten Zehn.
Das erste Nicht-Südamerikanische Tanzpaar sind Vito Raffanelli – Giorgio Rosello aus Italien auf einen vorläufigen 24. Platz. Dann kommen in unregelmäßiger Reihenfolge Andrei Panferov – Ekaterina Petrova aus Russland, Gennysam Delos Reyes Alcantara – Lily Tan aus Singapur, Alexander Desyatov – Maria Makarenko aus Russland, Glen Royce – Olga Lopez Santamaria aus den USA, Sergey Kurkatov – Iulia Burenicheva aus Russland und Riccardo Pagni – Giulia Del Porro aus Italien. Die Plätze selbst tun nichts zur Sache, sind nur eine Fingerzeig. Im Halbfinale geht es dann ohnehin von vorn los.
Insgesamt waren 248 Tanzpaare in der Kategorie Tango Salon (oder Tango de Pista) am Start in diesem Jahr. Tanzpaare aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir in diesem Jahr noch nicht gefunden.
Qualifiziert für das Halbfinale Tango Escenario (Bühnen-Tango oder auch Stage Tango) sind aus den Vorrunden 37 Tanzpaare. Auch hier gesellen sich die bereits qualifizierten Tanzpaare aus anderen Turnieren dazu. Wir hatten das Procedere schon beschrieben.
Insgesamt am Start waren 136 Paare. Hier ist das Auswahlverfahren ein anderes, als beim „normalen“ Tango. Im Tango Escenario tanzt jedes Tanzpaar allein und (meist) nach eigener Musik und in den meisten Fällen mit einer extra einstudierten Choreografie. Deshalb können hier zwangsläufig nicht so viele Paare starten, weil alles viel länger dauert… Andererseits gibt es auch nicht so viele Paare, die tatsächlich Show tanzen können.
Hier ist die Überlegenheit der Tanzpaare aus Argentinien noch erdrückender. Die ersten Zehn nach der Vorrunde kommen aus Argentinien, wieder 6 aus Buenos Aires. Erst auf Platz 11 das erste nicht-argentinische Tanzpaar, nämlich Jhon Alexander – Monacada Rojas aus Cali (Kolumbien), die schon seit mehreren Jahren immer wieder vorn mit dabei sind.
Erstes Tanzpaar, das nicht aus Südamerika kommt, sind auf dem vorläufigen 23. Platz Stanislav Fursov – Ekaterina Simonova aus Russland, die schon Discofox-Weltmeister wurden und eigentlich aus dem Tanzsport kommen – soweit wir das wissen. Dann kommen noch Seji und Mariko Ako aus Japan, Giampiero Cantone – Francesca Del Bouno und Simone Facchini – Gioia Aballe aus Italien und schließlich Alexander Desyatov – Maria Makarenko aus Russland, die auch im Tango Salon das Halbfinale erreicht haben.
Tanzpaare aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz waren nicht am Start…
Alle Artikel über die Tango-Weltmeisterschaft findet Ihr in unserem Stichwort, auch zu den Wettbewerben vergangener Jahre. Empfehlen wollen wir Euch auch unser Tango-Magazin mit vielen aktuellen Tango-Nachrichten.
Quellenangabe:
Das Foto ist nicht aus diesem Jahr, sondern stammt aus einem der Vorjahre und direkt vom Veranstalter. Alle Rechte liegen dort oder sind dort zu erfragen. Der Fotograf ist uns namentlich leider nicht bekannt.