So long! – Uwe und (m)eine Abba-Geschichte

von: | aktualisiert am: 7.09.2012

Es war ein Kassettenrekorder mit dem schönen Namen Sonett, auf dem mein Freund Uwe seine neuesten Abba-Hits aufnahm und sie damit quasi überall verfügbar machte – im Freibad, bei der Klassendisco oder im Schulclub.

Ein Klanggedicht freilich (das nämlich heißt Sonett) war das nicht immer. Der Ladezustand der Batterien sorgte für unfreiwillige Tempo- und damit auch Tönhöhenschwankungen, nachdem sich Agnetha, Benny, Björn und Anni-Frid im Studio soviel Mühe gegeben hatten, all das aus ihren Titeln zu eliminieren. Ein Bandsalat konnte auch den ganzen Spaß verderben. So long!

Uwe war der Einzige bei uns, der Abba schon fast abgöttisch liebte. Mal hören, mal nach „Fernando“ oder „Hasta mañana“ träumen oder (auch) nach flotteren Titeln tanzen, o.k.. Aber immer nur Abba? Uwe konnte mit Abba ganz schön nerven.

In diesen Jahren war die Band bei weitem noch nicht so erfolgreich, wie man sie heute kennt. Der ABBA-Stern ging gerade erst auf, leuchtete erst schwach am Schlager-Firmament.

Dennoch tauschten wir Abba-Sticker (die man sich an die Jacke heftete), Fotos, Poster oder sorgfältig ausgeschnittene Bilder aus Zeitschriften, die wir uns an die Wand klebten. Schallplatten waren so eine Art Heiligtum, das man nicht ohne Not verrückte, anfasste, abspielte oder gar weg gab.

Deshalb überspielten wir die Songs von einem Kassettenrekorder auf den anderen – was nicht unbedingt zur Klangbrillanz der Titel beitrug, dafür aber das Rauschen jedes mal ein Stück erhöhte. So konnte man übrigens an der Klangqualität der Kassetten den Grad der „Vernetzung“ oder das „Cliquen-Ranking“ des Inhabers hören. Ein selbst gut angelöteter Diodenstecker (so verband man damals noch zwei solche Geräte) und teure Kassetten halfen, Klangverluste zu mindern und so die Anzahl der Kopien vom Original aus zu verschleiern.

Ich bin mir heute nicht mehr so ganz sicher, ob Uwe wirklich die Musik von Abba so gut fand oder eher in eines der Mädchen verliebt war? Und wenn ja, in welche? In die blonde Agnetha oder die brünette Anni-Frid?

Neulich habe ich im Fernsehen eine Reportage gesehen. Da hat jemand behauptet, man kannte von Abba nur „die Blonde“ und „die Andere“? Wir nicht!

So, wie man Abba mochte oder auch nicht, waren die wohlgesonnen Jung-Liebhaber in 2 Lager gespalten. Die einen standen auf Agnetha (das war die Mehrheit, wenn ich mich recht erinnere), die anderen auf Anni-Frid.

Ich selbst wechselte die Lager schon mal bei wechselnder Frisur. Agnetha war eigentlich immer hübsch (hatte ja auch fast immer die gleiche Frisur) – Anni-Frid aber manchmal hübscher, auf jeden Fall geheimnisvoller und ein bisschen verruchter (soweit man das als Teenager in der ersten Hälfte des „Teen“ beurteilen kann) – und so insgesamt interessanter.

Später, gegen Ende der Karriere der Band, war das für mich weniger wichtig. Abba-Musik wurde mit mir „erwachsener“ und die Band ein zuverlässiger Lieferant von „Parkettstürmern“. Eigentlich war jede Single-Auskopplung ein Hit, zu dem man auch tanzte oder schon mal nachdenklich werden konnte. Und irgendwann war die Abba-Zeit dann vorbei.

Als die CD’s die Schallplatten ablösten, kam in den 1990ern das erste Abba-Revival gerade recht. Seitdem steht eine ausführliche Hit-Collection im Schrank und sorgt bei Bedarf für ausgelassenen Party-Spaß.

40 Jahre Abba sind ein Grund, mal wieder ein bisschen zu wühlen…

Der Band bin ich dankbar, dass sie den sicher zahlreichen Versuchen widerstanden hat, sie wieder gemeinsam auf eine Bühne zu bringen. Ich möchte die Band gern so in Erinnerung behalten, wie sie war und freue mich, das Schaffen z.B. eines Björn Ulvaeus heute, aus wohlwollender Perspektive beobachten zu können.

So long!

Quellen und Weblinks:

  • Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie in Salsango zum Thema 40 Jahre ABBA.

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