Schramme 11 schrammelt sich „Durch dick und dünn“
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 3.02.2016Schramme 11? Schwierig! Ich rätsel noch, was ich von der CD „Durch Dick und dünn“ halten soll. Dabei hab ich die rauf und runter gehört. Immer wieder. Mein allererster Gedanke war: Musik aus dem Santiano-Kometenschweif! Es fehlte aber die Shanty-Attitüde. Der 2. Gedanke: Für den Karneval geschrieben?
Über Anlage so nebenbei gehört, hielt sich meine Begeisterung über die Schramme-11-CD dann auch in Grenzen. Ja, das schwingt und schunkelt oder schmachtet auch mal ganz schön. Aber irgendwie irritieren die vielen, vielen musikalischen Anleihen, die nicht nur von Song zu Song wechseln, sondern auch innerhalb der Songs selbst. Eben noch groovst Du im Reggae-Modus, bist Du schnell beim Ska – o.k., hat was logisches. Doch schon geht es mit Klezmer weiter, um im großen russischen Finale a la Kalinka zu enden (typisch „All die Jahre„). Weiter geht es im Country-Style „Mensch Papa bleib„.
Nichts gegen verschiedene Musik-Richtungen, Abwechslung und Mischung! Aber die Vielfalt wirft dich hin und her und außerdem entsteht ein Beigeschmack der gezielten Konstruktion in Richtung Gefälligkeit. Bei amazon kann man lesen: „Lieder die die Welt nicht braucht. … Durchgestylt und runtergebrochen auf den kleinsten gemeinsamen musikalischen Nenner, Trinklieder für die Eckkneipe mit Rauchverbot, alkoholfreiem Weißbier, Fair-Trade-Erdnüssen und veganer Currywurst.“ Ja, so ungefähr!
Aber: Ich habe keinen Zweifel, dass diese Musik wunderbar funktioniert, am besten live im Festzelt, im Pub oder in der Musik-Kneipe. Ganz bestimmt würde ich mich anstecken lassen, mitgrölen und mittanzen, mich vom Beat mitreißen lassen. Deshalb verstehe ich auch jene, die schreiben: „Tolle Musik, klasse Texte und man bekommt einfach gute Laune beim zuhören„.
Also Kopfhörer auf und etwas genauer hingehört: Die Texte erzählen von Männern, Frauen, Freundschaft, Liebe, Verlust und Tod. Manche sind richtig anrührend. Vor allem aber musikalisch wird es interessant. Ich freue mich an schönen Gitarren (Alex Lützke), an den verschiedenen Bläsern wie Trompete (Hardy Appich) und Posaune (Rob Salomon) oder der Klarinette (Matthias Demmer). Man entdeckt auch Klavier (Stefan Keller) und ein Akkordeon (Markus Schrammhauser) außerhalb der Schunkel-Begleitung. Sind ja schließlich 11 Musiker bei Schramme 11. Ein „anständiges“ Schlagzeug (Stefan Breuer) hat mir beim wiederholten Hören immer mehr Freude bereitet!
Leider weiß ich nicht, wer welche Titel singt. Einer der Sänger gefällt mir nämlich besser, den finde ich moderner, als die manchmal ver-slang-te, mephistosierende, Art zu singen des anderen. Allerdings kann der es auch besser, wie bei „Meine Liebe“ zu hören ist.
[aartikel]B017WW1PZM:left:salsango-21[/aartikel]Letztlich bleibt es schwierig, ein einheitliches Urteil zu fällen: Der Beigeschmack der Kommerzialisierung für die CD bleibt. Live würde ich zu Schramme 11 jederzeit gehen!
So passt der Band-Name zur CD, wie der Titel „Durch dick und dünn“ selbst. Mal schramm(el)t das Album am Einerlei entlang, mal hat es richtig gute Passagen und sogar sehr gute Einzelleistungen, die leider im Gesamtwerk etwas untergehen.
Das Album gibt es als CD für 17,99 € und als mp3-Download 8,39 €.
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Bei dieser CD hört man das Handwerk klappern, zuviel Kalkül, nicht „Echtes“. Hoffentlich kommts nicht im Radio.