Olympia 2024: Tanzen und Eröffnungsfeier (Salsango Kolumne)
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 2.08.2024Gestern war die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommer-Spiele 2024 in Paris. Und bei Olympia 2024 wird das erste Mal ein Tanz-Wettbewerb ausgetragen.
Zwei gute Gründe, die neue Salsango Kolumne (die mit Beiträgen zu Let’s dance begann), thematisch zu erweitern.
Inhaltsverzeichnis
Tanzen als neue Sportart bei Olympia 2024
Seit Jahren bemühen sich die Tanzsport-Verbände darum, in das Olympische Programm als Sportart aufgenommen zu werden. Nun ist es für Paris 2024 soweit – ausgerechnet mit Breakdance, „Breaking“ genannt – eine Art des Tanzens, die im Grunde gar nicht auf dem Zettel der Verbände stand und für die in den letzten Jahren überhaupt erst einmal Strukturen gefunden werden mussten, seit Bekanntwerden der Entscheidung über das Dabeisein bei diesen Olympischen Spielen.
Nun sind also bei Olympia 2024 16 B-Girls und 16 B-Boys dabei. So werden die Tänzerinnen und Tänzer im Breaking genannt.
Die Breaking-Wettbewerbe finden am 9.-10. August 2024 statt, am Freitag, 9.8.2024 die B-Girls, am 10.8.2024 die B-Boys – jeweils beginnend um 16.00 Uhr über mehrere Runden, um 20.00 Uhr an beiden Tagen die Viertelfinale, um 20.45 Uhr die Halbfinale und um 21.15 Uhr die Finale.
(Übertragung geplant vor den Spielen und wenn alles so bleibt, B-Girls im ZDF ab 20.45 Uhr Halbfinale, 21.10 Uhr Battle um Bronze, 21.20 Uhr Finale; am nächsten Tag B-Boys im Ersten (ARD) ab dem Halbfinale ab 21.14 Uhr)
Die Wettbewerbe finden in Paris auf dem Place de la Concorde statt. Getanzt wird in einem Ausscheidungsverfahren, immer zwei Tänzerinnen bzw. Tänzer gegeneinander.
Sportler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind in diesem Wettbewerb nicht dabei. Es gab Hoffnungen, z.B. für Jilou aus Deutschland, doch irgendwie hat es am Ende doch nicht geklappt, weil es in der Olympia-Qualifiaktion nicht so lief, wie erhofft.
Ob Breaking im Olympischen Sport-Programm bleibt, ist noch nicht entschieden – wenn ich richtig informiert bin. Aber es ist ein kleiner und wenig aufwändiger Wettbewerb, der sicher etwas Abwechslung bringt und öffentlichkeitswirksam außerhalb der üblichen Sportstätten ausgetragen werden kann. Deshalb bin ich da optimistisch…
Mehr solche Informationen finden Sie bei uns im Tanzsport-Magazin.
Eröffnungsfeier Olympia 2024 in Paris
Ich hatte andere Pläne für den Abend gestern. Doch die Neugier und eine schon lange währende Verbundenheit mit solch gigantischen Shows und daraus folgend das Interesse daran, haben mich dann doch die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris anschauen lassen. Denn, vor vielen Jahren (als junger Mann) durfte ich einmal als eine Art „Hospitant“ die Entstehung einer solchen Stadion-Show miterleben und viel lernen.
Die Eröffnungsfeier von Olympia 2024 in Paris fand nicht im Stadion statt, sondern im Zentrum der französischen Hauptstadt mit dem Platz vor dem Eiffelturm und diesem selbst als einem zentralen Element der Show, auf der Seine, ihren Brücken und den sie begleitenden Ufer-Arealen, auf den Dächern von Paris und in vielen, weltberühmten Sehenswürdigkeiten, wie dem Louvre oder dem Grand Palais.
Die Verlegung der Show von einem Stadion in die Stadt war eine Innovation, die sicher manche Vorteile für die Produktion brachte, aber auch manche Schwierigkeit. Von den Einschränkungen für die Pariser Bevölkerung und die Gäste der Stadt konnte man lesen. Allein das Schließen vieler U-Bahn-Stationen muss eine pulsierende Stadt vor große Herausforderungen gestellt haben. Dazu die Absperrung vieler Bereiche im Zentrum oder die der Brücken, die für Zuschauer oder Darbietungen während der Eröffnungsfeier gebraucht wurden. Die Verantwortlichen für die Sicherheit in der Stadt werden sich bestimmt häufiger die Haare gerauft haben, können aber zufrieden sein, denn von Zwischenfällen während der Show habe ich nichts mitbekommen.
Die Sportler, die üblicherweise hinter ihrer Fahne ins Stadion einmarschieren, wurden in Schiffen über eine mehrere Kilometer lange Strecke auf der Seine geschippert. Von der Organisation sicher einfacher, für die Sportler vielleicht nicht ganz so beeindruckend, als in ein Stadion mit vielen 10.000 Zuschauern einzulaufen. Dafür konnten mehr Zuschauer am Ufer das Ganze verfolgen, auch wenn letztlich die Zahl aus Sicherheitsgründen halbiert wurde und an einem Eintritt für Zuschauer ohne Tickets die Schlange der Wartenden über einen Kilometer lang war…
Die kulturellen Einlagen konnten dafür über die Strecke verteilt werden und waren teils auch vorproduziert. Für den TV-Zuschauer gab das einen überwiegend flüssigen Ablauf, für die vor Ort war es sicher weniger eindrucksvoll, weil sie ja immer nur Zeuge einzelner Teile des Gesamtprogramms sein und die anderen Teile höchstens auf Video-Wänden mitverfolgen konnten – zwar mittendrin, aber eben doch nicht live dabei…
Etwas in dieser Art hatte ich schon von Teilnehmern gehört, die vor Ort waren. Die spektakuläre Licht- und Laser-Show am und auf dem Eiffelturm gegen Ende der Veranstaltung z.B. war für TV-Zuschauer perfekt mit optimalen Kamerapositionen und Kenntnis der Bild-Regie über den Ablauf. Für Zuschauer, die live dabei sein konnten, war das je nach Standort unterschiedlich.
Insgesamt fand ich die Eröffnungs-Show Olympia 2024 beeindruckend, auch flüssig und habe nur wenige Längen wahrgenommen, bei denen ich mir eine Straffung gewünscht hätte. Manches Lied z.B. war zu lang, wie das in Gebärdensprache gesungene. Nachdem man verstanden hatte, worum es ging, hat es dann bald nur damit allein nicht mehr genug zu erzählen. Das hatte kürzer sein können oder man hätte im 2. Teil noch Tänzer auf die Bühne geholt.
Oder das reitende Pferd, auf der inzwischen dunklen Seine in gleißendes Licht getaucht, hätte auch etwas früher los“reiten“ können. Das war übrigens die einzige Stelle, an der ich einen „Patzer“ entdeckt habe. Der Übergang, als der Reiter mit dem Pferd unten an einem Brückenpfeiler ankommt und dann mit der Olympischen Fahne (oder war es die Fackel? kann mich nicht mehr erinnern), auf der Brücke zu Fuß weiter geht. Da kam es zu einem zeitlichen Delay bzw. ging das zu schnell…
Wenn Sie die Show nicht gesehen haben und sich für solche Shows interessieren, nehmen Sie sich noch die Zeit – es lohnt sich!
Bei der Begleitung der Show durch Sportmoderator Tom Bartels hätte ich mir manchmal weniger viele Worte gewünscht. Da wurde doch ganz schön viel „geschwatzt“ und gestaunt über Selbstverständlichkeiten bei einer Olympia-Eröffnung. Auch gegenüber seiner Co-Moderatorin Frederike Hofmann, der ARD-Korrespondentin in Paris, war er manchmal unerwartet uncharmant.
Informationen zu dieser Salsango Kolumne
Bisher erschien diese Kolumne als „Let’s dance Klartext“ und als eine neue Form der Auseinandersetzung mit der Tanz-Show und weiteren Aspekten des Tanzens hier in Salsango. Zugleich ist das ein Angebot zur Diskussion, zum Austausch von Ideen und Argumenten mit den Lesern hier.
Zur Zeit erscheint die Reihe in einer Art Kolumne jeden Samstag morgens in Analogie zu meinen Meinungs-Artikeln während Let’s dance im Fernsehen läuft.
Ein eigenes Stichwort zu dieser Kolumne gibt es noch nicht. Die Beiträge aus den vergangenen Wochen finden Sie bei uns deshalb noch unter Let’s dance.