Olga Peretyatko – Klassik – CD La bellezza del canto
von: Andreas Köhler | aktualisiert am: 10.09.2013Ein Schelm, wer bei der CD von Olga Peretyatko „La belezza del canto“ eine Anspielung auf die Attraktivität der Protagonistin vermutet? Sicher nicht, zumal das Cover ja sehr eindeutig die Person zum Programm macht. Doch muss das nicht stören. Lange hat man in der Klassik entdeckt, sich verschiedener „verkaufsfördernder Maßnahmen“ bedienen zu können. Im Gegensatz zu anderen Genres können dabei aber nicht (oder nur kurzzeitig) eventuell vorhandene Schwächen verdeckt werden.
Das hier ist feinstes klassisches Liedgut, bestens vorgetragen im attraktiven Gewand. Olga Peretyatko stammt aus Russland, wie der Name schon vermuten lässt, hat in Berlin studiert und bereits einige anspruchsvolle Engagements erfolgreich bestanden. Auf der vorliegenden CD huldigt sie derer, die bisher ihre Wegbegleiter waren, mit italienischen und französischen Liedern.
International wird Olga Peretyatko schon als der neue Star am Klassik-Himmel gefeiert. Ob New York Time, Le Figaro und auch die hiesigen Feuilletone sind voll des Lobes. Man giert auch gerade danach, wo die anderen „Marktteilnehmer“ sich zuweilen Auszeiten nehmen, ob steigenden Alters, Babypausen oder überhaupt solcher, in vielleicht in diesem Genre unentbehrlich sind – oder ob einer gewissen „Marktsättigung“, nachdem man in den letzen Jahren alles auf Silberlinge gebrannt hat, was hör- und vorzeigbar war.
Können in der Klassik braucht viele Jahre, hilfreiche Begleiter und einen sinnvollen Umgang mit Ressourcen. Klassik ist eben nicht Pop-Musik, wo man mittels Casting-Show im Jahres-Rhythmus neue Raketen in den Himmel steigen lassen kann, die dann bald, ihren Treibstoff verbraucht, zurück auf den Boden der Tatsachen fallen. Hat man es probiert, war es nicht anders.
[aartikel]B005873H82:right:salsango-21[/aartikel]Keine „anständige“ Klassik-Produktion ohne auch kritische Begleitung. Das gehört hier zum guten Ton. Und so bedauern einige die eher unsystematische Zusammenstellung der Lieder, andere die noch nicht endgültig entwickelte Stimme. Recht so. Lieber ein kritisches Wort, eine Auseinandersetzung mit dem „End-Produkt“, als ermüdende Lob-Hudelei!
Andererseits müssen Künstler und „Produktion“ den Spagat wagen und das Publikum diesen erlauben. Das betrifft sowohl das Repertoire, will man das Kunstwerk auch verkaufen – wie den Künstler im Jahre X, wollten wir nicht warten, bis sich Reife auch im letzten Detail niederschlägt und dann vielleicht bedauern, dass uns das Jungblut fehlt.
So ist der Diskurs berechtigt und erlaubt und erwünscht – wie das nicht perfekte Produkt selbst.