Neue CD von Lily Dahab: „Huellas“ – Auf den Spuren Argentinischer Lebensart
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 9.02.2013Lily Dahab veröffentlicht Ihre neue CD „Huellas„, die zweite nach „nómade„. Keine Tango-CD, auch wenn mit zwei Piazzolla-Titeln. Aber eine sehr argentinische CD! Und deshalb gehört „Huellas“ unbedingt in diese Rubrik Tango-Musik – kreativ anregende Tanz-Animationen inklusive.
Zum Beispiel gehören die beiden Interpretationen von Astor Piazzolla – „Yo su Maria“ (aus Maria de Buenos Aires) und „Vuelvo al sur“ – zu den schönsten, die ich bisher gehört habe!
Als ich die CD „Huellas“ von Lily Dahab zum ersten Mal hörte, war das wohl nicht mein Tag für solche Musik und sie verschwand im Stapel der neuen CD’s erst mal ganz unten. Völlig zu Unrecht, wie ich schon beim zweiten Hören merkte! Da war ich wohl eher aufgelegt dafür und schnell gefangen von dieser Stimme und der Musik dazu.
Lily Dahab und Ihre Musiker gehören zweifellos zum Besten, was das Genre derzeit zu bieten hat!
Von Lilys Stimme haben andere schon in allem Überschwang geschwärmt. Dem kann ich mich nur anschließen.
Daniel „Topo“ Giola z.B. ist ein Magier an den Perkussionsinstrumenten, die auch schon mal eine „alte“ Amphora sein können oder „quietschende“ Gummistäbchen, die Geräusche erzeugen wie ein Schwarm fliegender Vögel oder leicht plätscherndes Wasser.
Quique Sinesi und Jo Gehlmann an der Gitarre möchte man gern öfter mal „von der Leine“ lassen, wie z.B. in der „Introduction“ (Titel 6) zu „Detras del muro de los lamentos“ (Titel 7) oder in „Zamba de usted“.
Auf der CD gibt es 3 Eigenkompositionen (gemeinsam mit dem Pianisten Bene Aperdannier). Beide haben auch alle Titel arrangiert. Am besten davon gefallen mir der Titelsong „Huellas“ und „Deja que te hable el alma„. Sogar mit Hit-Potential, wenn sie dann nur oft genug gespielt würden… Für mich jedenfalls gehören sie nach vielem Hören zu den Hits auf dieser CD.
Die anderen Titel sind Lilys Reminiszenzen an Künstler aus Ihrer Heimat Argentinien, die sie begleitet oder beeinflusst haben. Nicht umsonst heißt das Album „Huellas“ (Spuren). Alle Musiker, Komponisten und Texter sind in Ihrer Heimat oder generell in Lateinamerika sehr bekannt und mit höchsten Auszeichnungen dekoriert. Auch kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Diese Beziehungen können wir aber hier nicht alle beschreiben.
Luis Alberto Spinetta etwa ist ein bekannter argentinischer „Rocker“ der ersten Stunde, erfolgreich vom Ende der Sechziger bis zum letzten Jahr, in dem er verstarb. Der Titel „Plegaria para un nino dormido“ ist weitgehend unverändert gegenüber dem Original, das aber schon sehr schön ist und der vorherrschenden Klangfarbe des ganzen Albums von Lily Dahab folgt.
„Como la Cigarra“ kennen vielleicht einige von Euch? Der Titel erinnert an Maria Elena Walsh (2011 von uns gegangen), eine bekannte Schriftstellerin aus Argentinien, die aber eben auch Musik gemacht hat. Lily verleiht dem Titel eine ganz neue Frische.
Auch Ariel Ramìrez und Felix Luna („Zamba de usted„), ein Komponist und ein Schriftsteller aus Lilys Heimat sind 2009 und 2010 verstorben.
„Detras del muro de los lamentos“ ist von Fito Páez (Rodolfo Páez Avalos), einem Musiker und Sänger aus Argentinien, der spätestens nach seinen Latin Grammys Anfang des Jahrtausends über die Landesgrenzen hinweg bekannt ist. Carlos Aguirre („Peces de luz„) ist ein gefeierter Komponist und Jazz-Pianist.
Soweit ein kleiner Abriß zu den „Spuren“ in Lily Dahabs Leben.
[aartikel]B00ABD9LU6:left:salsango-21[/aartikel]Ein wenig schade finde ich, dass die CD nicht im gleichen Umfang auch die Lebensfreude und Fröhlichkeit vermittelt, die Lily in ihren Live-Konzerten von der Bühne aus versprüht. Sie ist keineswegs nur besinnlich, doch eher etwas für die ruhigeren Momente. Man kann ihr lauschen und sich der Musik hingeben oder sie auch im Hintergrund laufen lassen. Tango-DJ’s sollten sie unbedingt auf Ihre Playlists schreiben!
Ich kann die CD uneingeschränkt empfehlen!
Und einen Konzert-Besuch bei nächster Gelegenheit dazu! Man müsste schon das Gemüt eines Holzklotzes haben, wäre man live nicht sobald von dieser Künstlerin gefangen. Die exzellenten Musiker ihrer Band runden das Konzert kongenial ab.
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