Medientage München: Schwache Diskussionsfront gegen Google beim „Mediengipfel“

von: | aktualisiert am: 24.10.2012

München. Heute und an den nächsten beiden Tagen steht bei den 26. Medientagen München die große, weite Online-Welt im Fokus der Aufmerksamkeit und Diskussionen. Gleich die Auftaktveranstaltung, der s.g. Mediengipfel, hat gezeigt, wie steinig der Weg der traditionellen Medien und Markteilnehmer in die Zukunft ist und wie schwer es ihnen fällt, die tradierten Marktzugänge zu teilen und für sich selbst zu erneuern.

Sehen wir mal von bayerisch geprägter Standortwerbung ab, verhießen die einleitenden Begrüßungsworte von Ministerpräsident Seehofer eigentlich Positives. Credo: Kümmert Euch in Zukunft selbst, wir können nicht Eure Arbeit auch noch mitmachen.

Auch Gerhard Zeiler, der schon Verantwortung für viele Fernsehsender hatte und derzeit Chef von Turner Broadcasting (u.a. CNN, TNT) außerhalb von Nordamerika ist, hielt einen verheißungsvollen und optimistischen Einführungsvortrag mit einigen Leitlinien, auf die ich gern in einem späteren Artikel noch detailliert eingehen will.

Dann kam es zur Diskussionsrunde mit vielen Verantwortlichen, vor allem aus dem Bereich Fernsehen. Dabei auch ein paar Verlage, die Telekom und Google Deutschland. Interessant war, dass es fast ausschließlich um die Online-Zukunft der Beteiligten ging und die von ihnen ausgemachten Schwierigkeiten dabei.

Hier verstieg man sich bald zu einer fast unheiligen Allianz gegen Google, in der die verschiedenen Akteure mit ihren unterschiedlichen Interessen und Sorgen gemeinsam Front machten gegen den Internet-Giganten. Daran beteiligten sich, wenn meine Erinnerung nicht trügt, lediglich die Herren Paul-Bernhard Kallen von Burda und Brian Sullivan von Sky nicht; beide wohl, weil sie ein klares eigenes Konzept haben, nach dem Motto: „Was juckt es die Eiche, wenn sich das Borstenvieh daran reibt.“ – wobei die Bilder von Eiche und Borstenvieh bitte ausdrücklich nicht wörtlich zu verstehen sind.

Beide brauchen wohl Google nicht, um ihre Kunden zu finden und zu bedienen. So zu denken, daran täten auch die meisten der restlichen Damen und Herren gut!

Die haben nämlich sehr unterschiedliche Probleme mit sich und dem Markt – meist für sich gesehen, zu verstehen, sogar die formulierte Kritik! Schade nur, dass die Kritik in der Allianz zur Jammerei und Nörgelei verkommt. So sah sich Google-Deutschland-Chef Stefan Tweraser am Ende der Diskussionsrunde zu dem Fazit veranlasst, sinngemäß: „Ich bin der einzige in der Runde, der dem Ministerpräsidenten noch nicht gesagt hat, was er künftig zu tun hat“.

RTL ist sauer ob der einengenden Reglementierungen, die für sie gelten, aber vermeintlich nicht für Google. Der Herr von „Pro 7-Sat 1“ hat wohl eine schlechte Woche hinter sich, so weinerlich kam er daher. Was er so richtig wollte, habe ich nicht verstanden.

René Obermann von der Telekom ärgern eigentlich ganz andere Dinge; nämlich dass er bzw. die Telekom für vieles bezahlt, die andere nutzen.

Konsequent gedacht, sind es aber nicht die großen und kleinen Anbieter im Internet, sondern die Nutzer des Internets, die die Infrastuktur in Anspruch nehmen. Ergo müsste ein Nutzungsentgelt her, eine Art Internet-Maut, wollte man die Wünsche der Telekom in die Tat umsetzen. Also sowas, wie eine Öko-Zulage beim Strom – von der dann wohl wieder die Großen wegen ihrer intensiven Nutzung befreit bleiben…

Ein völliges Rätsel bleiben die stets laut geweinten Krokodilstränen der ARD in Gestalt von Frau Monika Piel. Die ARD sollte Radio und Fernsehen machen und sich aus dem Internet raushalten. Dann müsste sich die ARD um Internet-Suchergebnisse keine Gedanken machen. Oder meint die ARD, wir fänden es gut, wenn immerfort und in quasi jeder Sendung auf die Online-Angebote und Facebook-Profile hingewiesen würde? Dort würde man mehr erfahren. Was genau ist das? Gebührenfinanzierte Schleichwerbung?

Schade ist, dass der als Moderatorin agierenden Frau Prof. Miriam Meckel die Diskussion so entglitten ist. Genauso schade, dass sie wohl ohne die schon fast peinlich wiederkehrenden englischen Begriffe kaum eine Frage formulieren kann.

Da hätte ich mir vom „Leuchtturm unter den Medienkongressen“ Medientage München (lt. Seehofer) mehr erwartet. Jedes einzelne angesprochene „Problem“ ist es nämlich wert, ernst genommen und diskutiert zu werden!

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