Max Raabe – neue CD – Küssen kann man nicht alleine
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 14.03.2011Eine CD von Max Raabe unter Tango-Musik vorzustellen, wird den Einen wundern und Tango-Puristen im besten Fall ungläubig den Kopf schütteln lassen. Aber, diese CD von Max Raabe Küssen kann man nicht alleine passt und gehört in gewisser Konsequenz zu unseren Bemühungen, neben den klassisch geprägten Tango-Melodien immer wieder auf neue Momente aufmerksam zu machen und damit den Tango auf ein breiteres Fundament zu stellen und so auch für ein breiteres Publikum attraktiv zu machen. Dafür eignet sich dieses Werk von Max Raabe ganz hervorragend!
Die CD Küssen kann man nicht alleine ist einerseits typisch und ganz unverkennbar Max Raabe, andererseits doch merklich anders und neu. Der Titelsong geht einem kaum aus dem Kopf, hat man ihn sich als Ohrwurm erst einmal „eingefangen“. Derlei „Verdächtige“ gibt es allerdings noch mehr, macht man sich die Mühe, die CD wirklich mehrfach zu hören und den Schlagern (solche sind es ja, auch wenn der Begriff heute ganz anders benutzt wird) eine Chance zu geben. Bitte nicht nur einmal kurz rein hören! Ihr verschenkt die Möglicheit des Gefallens.
[aartikel]B00475E07I:left:salsango-21[/aartikel]Die allermeisten Titel der CD kann man gut tanzen, bei ganz unterschiedlichen Rhythmen und Takten. Hintereinander gespielt wird das die meisten Tänzer vielleicht überfordern – doch das ist nicht das Kriterium, von dem aus wir das hier beurteilen. Geschickt auf einer passenden Tango-Party eingestreut, ist das eine oder andere Zuckerstückchen dabei!
Der Sound ist Dank der Zusammenarbeit mit Annette Humpe erfreulich modern, ohne die Tradition, der sich Max Raabe verpflichtet fühlt, zu ignorieren. Wer allerdings nur diese Tradition als richtig gelten lässt, wird mit der CD die gleichen Schwierigkeiten haben, wie der oben erwähnte Tango-Purist.
Die hier und da geäußerte Kritik, die CD sei zu eintönig, kann ich nachvollziehen – will aber gleich zwei große Aber formulieren:
Zum Einen ist die markante Stimme von Max Raabe und seine Art zu singen zwar besonders, aber eben auch so speziell, dass sich schnell Abnutzungserscheinungen einstellen. Das ging mir zumindest bei jeder CD von Max Raabe bisher so. Allerdings bin ich auch kein glühender Anhänger dieser Musik, sondern nur ein interessierter Gelegenheitshörer. Als solcher kann ich mich für die CD durchaus begeistern!
Zum Anderen sind derlei „Konzept-Alben“ gezielt festgelegt auf ein bestimmtes Projekt – man kann ihnen also das Konzept als solches und die Konsequenz seiner Umsetzung nicht vorwerfen. Man kann es mögen oder auch nicht. Das steht ja jedem frei!
Man kann vielleicht Max Raabe (d.h. seine Musik) nicht mögen. Auch stehe ich Annette Humpe bzw. ihren Produkten nicht kritiklos gegenüber (das ist hier nicht Thema). Andererseits erkenne ich ihre vielfältigen Bemühungen an, sich auf unterschiedlichsten musikalischen Wegen auszuprobieren. Das gilt in gleichem Maße auch für Max Raabe. Wollte man die Eigenheiten eines Künstlers in die Kritik ziehen, müsste man das dann mit jedem Künstler tun.
Ich mag Künstler, die sich einerseits einer bestimmten Art ihrer Kunst verschrieben haben und andererseits ausprobieren, wie weit man die Grenzen verschieben kann. Das ist immer irgendwie spannend und immer anerkennenswert. Finde ich!
Max Raabe ist ein großartiger Künstler. Er wirkt so unnahbar. Ich bin überzeugt, er ist ein sehr feiner Mensch. Ich habe Max Raabe zweimal live erlebt, großartig. Live ist immer ganz anders als CD. Und gerade vor einem Jahr war im 3sat ein Interview, dass Gero von Boehm mit ihm führte. Distinguiert ist das richtige Wort, vornehm, gebildet und ein sehr herzlicher Mensch, der Max Raabe. „Küssen kann man nicht alleine“, da steckt doch alles drin.