Lichtblick CD – Schlager-Debüt mit Lichtblick – je länger, je lieber
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 4.05.2018Ist die CD „Lichtblick“, das erste Schlager-Album von der neuen Gruppe Lichtblick, auch wirklich ein Lichtblick im Schlager? Ja, als Debüt-Album ist das ein Lichtblick! Aber die 4 attraktiven, jungen Frauen müssen einiges tun, damit aus dem Lichtblick keine Sternschnuppe wird. Wenn sie das wollen!
Das impliziert für mich die entscheidende Frage bei der Beurteilung des Albums. Unter den in der jüngeren Vergangenheit veröffentlichten Alben im Bereich Schlager braucht das Album „Lichtblick“ von Lichtblick keinen Vergleich zu scheuen!
Das ist zeitgemäß produzierter Schlager und ein Produkt, das wohl vor allem auf den einzeln aufgeführten Schlager abzielt und vermutlich weniger auf die Wirkung des ganzen Albums. Das ist ja überwiegend auch üblich derzeit und entspricht heute der Vermarktung eines Albums, wenn man von Helene Fischer absieht, die nach einem eigenen Plan fährt, oder von ausgewiesenen Live-Künstlern, die auf einem Album eher Titel für ihre Konzerte sammeln, als sie einzeln vermarkten zu wollen.
So ist fast jeder Titel auf dem Album „Lichtblick“ mit einer ordentlichen Portion Hit-Potential ausgestattet.
Die 4 Sängerinnen von Lichtblick – Anna, Lisa, Louiza und Rebecca – können alle gut singen! Im Satzgesang harmonieren die 4 Stimmen besonders gut und ergeben einen freundlichen, unverkennbar femininen Stimmen-Kanon. Auch wenn sie einzeln singen, haben sie genug Kraft und Virtuosität, um den jeweiligen Song weiter zu tragen.
Am leichtesten erkenne ich Louiza, wenn sie allein singt – mit Anmut, Zartheit, fast Zerbrechlichkeit. Rebecca bringt vor allem den Schwung und Fröhlichkeit mit und ist für mich mit ihrer Brillanz in der Stimme wie eine Basis für die Songs. Lisa singt etwas rauer, ein bisschen „dirty“, ist aber zugleich auch virtuoser und Anna hat eine dunklere, geheimnisvollere Stimmfarbe und gibt dem Chor ein Fundament, kann aber stimmlich ohne Probleme „hinaufsteigen“ zu den anderen.
Ob das so „stimmt“ – im wahrsten Sinn des Wortes – also tatsächlich immer in jedem Lied die Stimmen so verteilt sind, kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Vielleicht wäre ich manchmal überrascht, wer da tatsächlich gerade singt?!
Ein „besser“ oder „schlechter“ sind hier keine Maßstäbe zur Beurteilung. Jede der Damen leistet ihren Beitrag und wenn ich das richtig gehört habe, ist das auch sehr gut und „gerecht“ verteilt auf dem Album „Lichtblick“.
Das gilt im Übrigen auch für die Verteilung der Songs auf dem Album. Ich finde, das passt so sehr gut!
Dann ist mir beim Hören aufgefallen: Je länger bzw. häufiger man das Album „Lichtblick“ hört, umso besser gefällt es. Das ist natürlich oft so bei Popmusik jeglicher Art, zu der der Schlager ja gehört – erst recht so ein moderner Schlager, wie hier.
Anfänglich, die ersten Male beiläufiges Durchhören, sind mir ein paar typische „Schlager-Zutaten“ aufgefallen, auf die ich gut verzichten könnte. Vielleicht gehören sie auch einfach dazu? Ich hatte jedoch den Eindruck, da wurde von Komponisten, Textern und vor allem den Produzenten ein paar Mal zu tief oder zu oft in die Schlager-Kiste gegriffen. Dazu gehören typische Samples, Fills oder Verzierungen, die ich für entbehrlich oder teils sogar für veraltet halte.
Dazu gehören zudem textliche Schwächen, die ich vor allem in „Oh-hos“ und „Ah-has“ ausmache. In gewisser Weise habe ich für deren Einsatz durchaus Verständnis. Stärker reduziert hätte mir das Album aber noch besser gefallen. Ich weiß, dass solche Zeilen sehr beliebt sind zum Mitsingen, Schunkeln und Schwenken der Arme. Nur ist das mittlerweile doch sehr abgedroschen und könnte leicht ersetzt werden.
Sonst ist das Album von Lichtblick aber überwiegend sehr modern produziert, die einzelnen Lieder gehen leicht ins Ohr und die Texte passen vor allem glaubhaft zu den 4 jungen Frauen. Klar geht es oft um die Liebe, aber nicht nur, wie z.B. bei „Bis zum letzten Atemzug„.
Mit der Zeit kriechen einem die Schlager mehr und mehr ins Gedächtnis und zumindest ich habe zunehmend über einige er oben genannten Dinge hinweg gehört (besonders unter Kopfhörer gelingt das, wenn die Musik differenzierter zu hören ist und anderes wichtiger wird).
Es gibt viele mögliche Hits. „Das letzte Mal“ von Julia Kroehnert und Sebastian Henzl gefällt mir gut, oder „Meteorit„, im Übrigen von einer meiner deutschsprachigen Favoritin, Elif Demirezer (und Tim Morten Uhlenbrock). Auch die Balladen finde ich richtig gut „Bis zum letzten Atemzug“ und „Sprachlos vor Gefühl„. Diese Nennungen sind exemplarisch gemeint.
Warum meinte ich eingangs, Anna, Lisa, Louiza und Rebecca müssten arbeiten, damit keine Sternschnuppe aus Lichtblick wird?
Ich finde, ein guter Anfang ist mit diesem Album gemacht! Aber es ist mir auch noch zu sehr auf den Augenblick ausgerichtet. Jeder dieser Songs könnte z.B. in einer TV-Show präsentiert werden, jeder ist ein Schlager im positivsten Verständnis dieses Wortes und viele davon könnten Hits werden – wenn dafür genug Zeit wäre. Bekanntlich gibt es die aber nicht und deshalb werden vermutlich nur einige Titel überhaupt einer breiteren Öffentlichkeit bekannt werden.
Im Schlager sehe ich jedoch nicht das Potential im Publikum, dass es ausreicht, eine Girlband mit unterschiedlichen Charakteren zur Identifikation zu sein. Wenn Lichtblick nicht nur auf den kurzfristigen Erfolg zielt, müssen sie nun Unverwechselbarkeit und Persönlichkeit bzw. Persönlichkeiten als Künstler entwickeln. Dazu gehören eine Menge Faktoren, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, vor allem aber tolle Songs.
Davon sehe bzw. höre ich hier einige, das Album insgesamt ist mir aber noch nicht ausgearbeitet und differenziert genug. Da hört man manchmal Vanessa Mai durch und manchmal Anleihen bei anderen Künstlern bis hin zu ABBA, auch das „Daylight“-Cover finde ich zwar nicht schlecht, aber auch nicht hilfreich im eben beschriebenen Sinn.
Natürlich, es ist das erste Album! Deshalb hat Lichtblick von mir jeden Kredit für die Zukunft und ich drücke Anna, Lisa, Louiza und Rebecca die Daumen, dass das klappt, was sie im Sinn haben…
Der ausgekoppelte Schlager “Tausend und eine Nacht” ist übrigens in unseren Salsango Schlager-Charts platziert. Sie können dort für Lichtblick abstimmen, wenn Sie die Sängerinnen unterstützen möchten.
Es gibt das Album “Lichtblick” von Lichtblick als CD für 15,99 € und als mp3-Download für 10,99 €. Dafür gibt es 12 Schlager mit etwas mehr als 45 Minuten Spielzeit. Wer streamen kann, bekommt das ganze Album auch ohne zusätzliche Kosten. Hier geht es zum Album bei amazon.
Mehr solcher Nachrichten finden Sie bei Salsango im Schlager-Magazin oder Sie schauen in unser Stichwort Unterhaltung mit vielen aktuellen Nachrichten.