Let’s dance Klartext: Sind ältere, erfahrene Profi-Tänzer wichtig oder nicht?
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 6.07.2024In dieser Let’s dance Klartext – Kolumne sollen “ältere und erfahrene Profitänzer” das Thema sein.
Im Verlauf einer Staffel Let’s dance habe ich sehr unterschiedliche Gedanken, wenn es um „ältere und erfahrene Profitänzer“ geht. Mal begrüße ich das Dabeisein, wünsche mir sogar mehr solche Tänzer-Persönlichkeiten. Ein anderes Mal denke ich, es sein nun für XY wirklich genug und Zeit, die Koffer zu packen.
Das sind bei genauerer Betrachtung aber ganz unterschiedliche Sichtweisen, die sich nicht gegenseitig ausschließen.
Meine Überlegungen werden dann oft konterkariert durch Beobachtungen, die ich in Gesprächen mache mit Zuschauern der Tanz-Show, die keinen oder nur einen entfernten Bezug zum Tanzen oder zum Tanzsport haben.
Dazu kommen Gedanken, die ich mir mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Zuschauer bei Let’s dance oder in Österreich bei den Dancing Stars mache, die mindestens in Deutschland bei Let’s dance zur Hälfte oder mehr jenseits der 60 Jahre alt sind (für Österreich habe ich keine solche Zahlen, nehme aber an, da ist es ähnlich).
Mein Fazit daraus: Ja, es braucht ältere, erfahrene Profitänzer bei Let’s dance, aber es müssen die richtigen Persönlichkeiten sein!
Als ich anfing, über das Thema “ältere und erfahrene Profitänzer” näher nachzudenken, hatte ich zunächst die Idee, es brauche diese vor allem für die älteren Promi-Kandidaten.
Grundsätzlich finde ich nämlich wichtig und richtig, dass nicht nur „junge Hüpfer“ in der Promi-Auswahl einer Tanz-Show dabei sind, sondern auch ältere Semester.
Dabei ist es gar nicht so, dass ich ein altersmäßig ausgewogenes Teilnehmer-Feld in einer Staffel als Ideal beschreiben würde (bzw. man von einem solchen immer und aus den verschiedensten Gründen abweichen kann), aber über mehrere Staffeln hinweg sollte eine solche Ausgewogenheit herrschen – zumindest von der Tendenz her.
Wenn ich eine Altersgruppe beschreiben müsste, wäre das wohl die der arbeitenden Bevölkerung – also irgendwas zwischen 18-20 Jahre und Mitte der 60er. Weil man im Show-Geschäft teils durchaus auch länger aktiv ist und sein kann, könnte diese Grenze auch nach oben hin ausgedehnt werden – vorausgesetzt die Kandidaten sind noch fit und Willens, sich einer solchen „Tortur“ wie Let’s dance zu unterziehen.
Nun war also meine Idee, es bräuchte “ältere und erfahrene Profitänzer” für solche Promi-Kandidaten, die ihren Lenz schon hinter sich hätten.
Dieser Gedanke hat auch etwas für sich! Es gibt sicher einige Gründe, die für eine solche Kombination sprechen, die einen ganz eigenen Reiz, eine eigene Qualität in ihren Tänzen haben könnte.
Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, einen Profitänzer wie Oliver Seefeldt zu reaktivieren, der an den ersten beiden Let’s dance – Staffeln (2006 und 2007) erfolgreich teilgenommen hatte (wurde jeweils Zweiter mit Wolke Hegenbarth und Katja Ebstein).
Das ist sogar ein gutes Beispiel!
Oliver Seefeldt ist heute 54 Jahre alt. Damals war er also 36 bzw. 37 Jahre alt. Seine Tanzpartnerinnen waren damals 26 und 62 Jahre alt.
Unabhängig davon, wie interessant oder praktikabel ein solcher Re-Move wäre, braucht es offenbar gar nicht den guten Mittfünfziger als Profitänzer, um mit einer Promi-Kandidatin um die 60 herum erfolgreich zu sein. Und anders herum hat der gleiche Profi ein Jahr zuvor beweisen, dass er auch mit einer Mittzwanzigerin beste Ergebnisse bei Let’s dance erreichen kann.
Es muss also an etwas anderem liegen, nicht am Alter.
Nun, Oliver Seefeldt hatte damals eine erfolgreiche Karriere als Tanzsportler und Profitänzer hinter sich. Er hatte in den Jahren zuvor erfolgreich Nationale und Internationale Meisterschaften getanzt, war mehrfach Deutscher Meister und hatte Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften geholt (überwiegend in der Kür Latein übrigens).
Diese Erfolge könnten ein Hinweis darauf sein, wie nützlich solche Erfahrungen auch für eine Tanz-Show wie Let’s dance sind.
Das untermauern auch die frühen Erfolge von Isabel Edvardsson, die als damals 24-Jährige 2006 die erste Staffel mit Wayne Carpendale gewann (damals 29 Jahre alt) und ein Jahr später mit Giovane Elber (damals 35) Dritte wurde.
Isabel Edvardsson tanzte damals ebenfalls schon bei den Profis und war u.a. mehrfache Deutsche Meisterin (in der Standard Kür) und konnte in den beiden besagten Jahren Vize- und Europameisterin in der Standard-Kür werden.
Doch es gibt auch andere Beispiele, was die Erfahrungen und Erfolge angeht.
So gewann Christian Polanc Let’s dance 2007 mit Susan Sideropoulus (Christian war 29 Jahre alt, Susan damals 27 Jahre alt) und Let’s dance 2010 gewann Massimo Sinato mit Sophia Thomalla (damals 30 und 21 Jahre alt), obwohl beide zwar erfolgreich im Tanzsport tanzten, aber nicht auf so herausragende Erfolge zurückblicken können, wie Oliver Seefeld und Isabel Edvardsson.
Genauso zu nennen wäre in diesem Zusammenhang Ekaterina Leonova (bis 2014 aktiv im Tanzsport), die dann als 30-, 31- und 32-Jährige mit Gil Ofarim 2017 (damals 35), Ingolf Lück 2018 (damals 60) und Pascal Hens 2019 (damals 39) Let’s dance gewinnen konnte.
Die Erfahrungen des Profitänzers im höchstklassigen Tanzsport sind bestimmt hilfreich, um bei Let’s dance erfolgreich zu sein, aber (also) auch keine auschließliche Bedingung.
Nun muss ich jedoch einwenden, dass ich eine gewisse Ermüdung bei mir festgestellt habe bzgl. dieser Profitänzer. Ich hatte zuletzt nicht den Eindruck, dass Isabel, Christian und Massimo Let’s dance noch wesentlich neue Impulse hinzufügen können. Auch bei Ekaterina habe ich in der letzten Staffel solche Tendenzen (meiner) „Ermüdung“ bemerkt.
Ich will ausdrücklich nicht behaupten, diese Profis könnten in der Tanz-Show keine neuen Reize mehr setzen. Was ich eben oben geschrieben habe, bezieht sich auf meine letzten Eindrücke und Beobachtungen. Das könnte ja in neuen Staffeln wieder ganz anders sein.
Und ich muss zu bedenken geben: Das sind meine „Probleme“ beim Zuschauen!
Ich sehe in jedem Jahr unzählige solche oder vergleichbare Darbietungen bzw. Tänze. Vielleicht verstellt das auch ein bisschen die eigene Sicht, verengt das eigene Blickfeld, weil überall schon (und teils herausragende) Leistungen im Gedächtnis herumstehen?
Ich weiß von etlichen Gesprächen mit Leuten, die zwar regelmäßig Let’s dance schauen, aber sonst nicht so intensiv mit Tanz- oder Sport- oder Show-Darbietungen beschäftigt sind, dass diese oft begeistert sind von den Tänzen bei Let’s dance und besonders von jenen Publikumslieblingen, wie ich oben einige genannt hatte – und meine „Bedenken“ oder Einwände nicht teilen.
Für mich sind solche Gespräche oft Anlass, meine Eindrücke noch einmal zu überprüfen, genauer hinzuschauen und auch zu hinterfragen, ob ich mit meiner Einschätzung wirklich richtig liege bzw. ob ich den richtigen Blickwinkel habe.
Denn, es ist ja bzgl. unseres Themas hier nie falsch, etwas gut zu finden! „Falsch“ oder „richtig“ sind keine Kategorien, wenn es darum geht, ob jemanden etwas gefällt oder nicht.
Ich bin ein bekennender Fan der Unterhaltung sowie ein glühender Verfechter des Publikumsgeschmacks. Wenn den Leuten etwas gefällt, ist ein wesentliches Ziel erreicht! Es gibt allerdings auch noch einen anderen Aspekt, den ich für wichtig halte…
Auf die jüngeren bzw. neuen Profitänzer und auch einige Schlussfolgerungen bzgl. der Profitänzer gehe ich dann in einem zweiten Teil nächste Woche näher ein…
Informationen zu Let’s dance in Salsango
Diese Reihe „Let’s dance Klartext“ ist eine neue Form der Auseinandersetzung mit der Tanz-Show und weiteren Aspekten des Tanzens hier in Salsango. Zugleich ist das ein Angebot zur Diskussion, zum Austausch von Ideen und Argumenten mit den Lesern hier.
Zur Zeit erscheint die Reihe in einer Art Kolumne jeden Samstag morgens in Analogie zu meinen Meinungs-Artikeln während die Show im Fernsehen läuft.
Alle Salsango-Beiträge zu dieser Tanz-Show, auch die zu Staffeln vergangener Jahre, finden Sie bei uns unter Let’s dance nach Jahren bzw. Staffeln sortiert.
Wir berichten über verschiedene Tanz-Shows und haben eine Artikel-Sammlung speziell zum Thema Tanzen im Fernsehen. Thematisch weiter gefasst ist die Kategorie TV-Shows.
Auch Isabel 2006, Christian 2007 und Massimo 2010 waren damals jeweils Neulinge- irgendwann muss man ja mal anfangen. Was sie mit Kollegen wie Ekat, den Lusins oder Kathrin und Vadim gemeinsam haben: Sie sind vom Start weg gut angekommen beim Publikum; haben sich etabliert und bewiesen. Viele Staffeln später gehören sie damit automatisch zu den Erfahrenen („Ältere“) verkneife ich mir hier mal. Ganz im Gegensatz übrigens zu der überraschend langen Liste von Profis, die nach einer Saison schon wieder die Segel gestrichen haben (darunter etliche sportlich hochdekoriert.)
Die Riege der Altgedienten aber ist für mich in zweifacher Hinsicht bedeutsam. Sie sind es, die die Neulinge an die Hand nehmen können- denn sie wissen bereits, was eine TV-Tanzshow von einem Turnier unterscheidet. Viel wichtiger aber, und diese Meinung vertrete ich nicht erst seit gestern: In einer Show, die mit jeder Staffel neue (und nicht unbedingt jedem bekannte) Gesichter als Promis präsentiert, sind sie die Konstante, wenn nicht die eigentlichen Stars, und sorgen für den Wiedererkennungswert. Eine Erkenntnis, die sich allmählich auch beim Sender durchzusetzen scheint.
Irgendwann kann und sollte man aber den Staffelstab weiterreichen. Nur wer, darüber gehen die Meinungen schon wieder auseinander…