Let’s dance Klartext: Faszination Let’s dance (Salsango-Kolumne)

von: | aktualisiert am: 8.06.2024

Was ist die Faszination an Let’s dance? Warum schauen die Zuschauer diese Tanz-Show an? Wie viele Zuschauer schauen Let’s dance?

Let's dance Klartext - Faszination Let's dance (Salsango-Kolumne)

Let’s dance Klartext – Faszination Let’s dance (Salsango-Kolumne) – Foto: Greyson Joralemon auf Unsplash

In der neuen Salsango-Kolumne “Let’s dance Klartext” möchte ich künftig dem “Geheimnis Let’s dance” auf den Grund gehen, verschiedene Themen und Meinungen präsentieren und die Möglichkeit anbieten, gemeinsam zu diskutieren.

Als Thema heute habe ich mir die Faszination Let’s dance ausgesucht. Ich werde wie gewohnt aus meiner Sicht einige Thesen aufstellen und meine Ansichten mit Ihnen teilen.

Faszination Let’s dance

Vielleicht ist der Begriff „Faszination Let’s dance“ ein bisschen hoch gegriffen. Das will ich gern anheimstellen.

Trotzdem habe ich mich als Thema für „Faszination Let’s dance“ entschieden, weil ich schon denke, dass es für viele Zuschauer in gewisser Weise faszinierend ist, diese Tanz-Show zu verfolgen.

Immerhin läuft Let’s dance über 3 Monate hinweg fast jeden Freitag auf RTL, was an sich schon einiges Durchhaltevermögen der Zuschauer verlangt. Zusätzlich wird die Geduld der Zuseher strapaziert durch die lange Dauer einer Sendung mit über 3 Stunden Sendezeit, oft sogar 4 Stunden. Bei 2 Werbeblöcken je Stunde a 10 Minuten schließt das rund eine Stunde Werbung ein. Da muss schon interessiert und gutwillig sein, wer dran bleibt.

Und das sind sogar eine ganze Menge Leute, quer über alle Altergruppen hinweg!

Erlauben Sie mir deshalb zunächst einen kleinen Ausflug in Zahlen und Statistik, bevor wir zu den Gründen kommen, warum sich Menschen für Let’s dance interessieren:

Zuschauer-Interesse an Let’s dance

Der TV-Sender RTL hat im Anschluss an die Staffel Let’s dance 2024 bekanntgegeben, das Zuschauer-Interesse an Let’s dance in den Altersgruppen 14-29 und 14-49 Jahre sei noch nie so hoch gewesen wie in diesem Jahr, bezogen relativ auf die Einschaltquote.

In Zahlen waren das 22,1% der TV-Zuschauer in der Altersgruppe 14-49 Jahre, die am Freitagabend Let’s dance schauten und sogar 27,5% in der Altersgruppe 14-29 Jahre.

Unter den 14-59-Jährigen sollen es 19,9% gewesen sein (der beste Wert seit 2011) und bei allen Zuschauern (ab 3 Jahre) 17,5% – der Bestwert seit 2013.

Unsere Zahlen weichen zwar etwas davon ab und wir haben auch nicht alle Bezugswerte, doch grundsätzlich können wir dem schon folgen. Bei uns ergab sich für Let’s dance 2024 eine Einschaltquote (Durchschnitt) von 16,87% aller Zuschauer – wobei sich unsere Werte auf die Live-Zuschauer am Tag der Ausstrahlung beziehen und nicht berücksichtigt ist, wer sich z.B. Aufzeichungen an den Folgetagen anschaut.

Was das bedeutet (unsere Zahlen haben immer den gleichen Bezug für jedes Jahr), können Sie in dieser Grafik sehen:

Let's dance Einschaltquoten 2016-2024 - Salsango

Let’s dance Einschaltquoten 2016-2024 – Salsango – Grafik: Karsten Heimberger

Bei den Zuschauer-Zahlen sieht das etwas anders aus. Doch muss man berücksichtigen, dass sich das Verhalten des potentiellen Gesamt-TV-Publikums allgemein verändert hat.

Bei uns ergibt sich ein durchschnittlicher Live-Wert knapp über 3.600.000 Zuschauern über alle Sendungen Let’s dance 2024 hinweg (ohne Profi-Challenge). RTL gibt mit den korrigierten bzw. ergänzten Zahlen 3.960.000 Zuschauer an. Diese Abweichung korrelliert mit unseren Erfahrungen bei anderen Shows.

Auch hier zur Anschauung eine Grafik über die absoluten Zuschauerzahlen (unsere Werte) und wenn Sie beide Grafiken zusammen betrachten, können Sie sehr schön die Veränderungen im TV-Konsum am Freitagabend erkennen, weil die Einschaltquoten zuletzt recht konstant waren, während die Zuschauerzahlen sich verändern.

Let's dance Zuschauerzahlen 2016-2024 - Salsango

Let’s dance Zuschauerzahlen 2016-2024 – Salsango – Grafik: Karsten Heimberger

Übrigens: Die meisten Live-Zuschauer in diesem Jahr hatte das Let’s dance – Finale 2024 mit 4.170.000 Zuschauern insgesamt (Einschaltquote 21,3%) am Tag der Ausstrahlung bzw. RTL-korrigiert 4.430.000. Selbst bei den Jüngeren waren es über 1.000.000 Live-Zuschauer (14-49 Jahre).

Das sind schon ordentliche Zahlen, die meines Wissens keine andere, vergleichbare Unterhaltungsshow im deutschen Fernsehen erzielt (es gibt natürlich höhere Zahlen und Quoten, doch darf man hier nicht die berühmten Äpfel und Birnen vergleichen).

Der große Unterschied bei den absoluten Zahlen zwischen allen (ab 3 Jahre) und den jüngeren Zuschauern (14-49 Jahre) ist übrigens als „normal“ zu betrachten.

Diese Differenzen gibt es so ähnlich bei den meisten TV-Sendungen, die man für einen solchen Vergleich in Betracht ziehen kann. Das liegt einerseits an der Bevölkerungspyramide in Deutschland und andererseits am unterschiedlichen TV-Konsum in den Altersgruppen.

Warum schauen die Leute Let’s dance?

Doch: Warum schauen die Leute Let’s dance eigentlich an? Was fasziniert Menschen so sehr, dass sie 3 Monate lang jeden Freitag eine solche Tanz-Show sehen?

Bezugnehmend auf meine Einschränkung oben will ich noch einmal betonen, dass ich hier meine Meinung, meine Ansichten mit Ihnen teile und als Grundlage zur Diskussion stelle!

Harte Fakten zu Gründen, warum die Zuschauer Let’s dance schauen, habe ich nicht. Ich kenne zwar Studien, die sich mit solchen Sendungen und Phänomenen beschäftigen, doch sind die schon älter und ich kann sie nicht direkt einbeziehen, weil dann der Text recht kompliziert würde. Ich lasse aber meine Ableitungen mit einfließen.

Ich werde auch nicht alle Aspekte besprechen können und Sie sehen die Dinge vielleicht anders, haben andere Gründe oder ziehen weitere in Betracht. Dafür gibt es die Gelegenheit zu diskutieren unten in den Kommentaren.

Von Helden-Reisen und Cinderella-Geschichten

Meiner Meinung nach sind wesentliche Gründe, Let’s dance zu schauen, zu suchen in den “Helden-Reisen” und “Cinderella-Geschichten”.

Solche Handlungen faszinieren in vielen Unterhaltungsformaten die Zuschauer, ob in Filmen, Musicals, Balletten, Opern, in Büchern die Leser oder eben in so lange laufenden Unterhaltungs-Shows im Fernsehen.

Auch bei Let’s dance bieten solche Inhalte bzw. ihre Protagonisten die Gelegenheit der Bewunderung oder Identifation mit einem Promi-Kandidaten oder auch Profi-Tänzern.

Wir können dabei zuschauen und über mehrere Wochen nachvollziehen, wie sich (bezogen auf die letzte Let’s dance – Staffel) z.B. Jana Wosnitza entwickelt vom im Tanzen zu Beginn noch nicht sehr beachtenswerten Promi hin zu sehenswerten Leistungen.

Den Begriff „Tänzerin“ habe ich bewusst vermieden, weil die meisten Promis im Verlauf einer Staffel Let’s dance nicht wirklich tanzen lernen. Sie zeigen im besten Fall gute Performances in erlernten Choreografien. Das sei ihnen auch unbenommen!

Wir können ihr dabei zuschauen, wie sie Runde um Runde besser wird, an einigen Hürden auch strauchelt, ein anderes Mal aber glänzt – und ja immerhin am Ende Zweite wird, für eine ganze Reihe der Zuschauer sogar die Beste unter den 3 Finalisten war. Eine recht klassische „Aschenputtel-Geschichte“ (Cinderella).

Wir können uns mit ihr freuen oder leiden, wenn es einmal nicht so geklappt hat.

Dafür ist vielleicht Ann-Kathrin Bendixen aus der letzten Staffel ein gutes Beispiel. Bestimmt alle Zuschauer haben gesehen, dass Tanzen nicht ihre Lieblingsbeschäftigung war bisher und auch, dass sie nie zu den Besten einer Folge gehörte.

Doch Ann-Kathrin war eine sympathische, frische, für viele unbekannte und deshalb „unverbrauchte“ Kandidatin, mit der man mitfiebern konnte, wie gut oder auch nicht es ihr diesmal gelingt, ihre tänzerische Aufgabe zu meistern und ob sie es noch einmal eine Runde weiter schafft.

Oder nehmen wir die beiden Finalisten Gabriel Kelly und Detlef Soost, eher Beispiele für die „Helden-Reise“. Bei Gabriel Kelly vermischen sich vielleicht sogar beide Storys, wobei er dadurch, dass er gleich zu Beginn der Staffel schon gut war, nicht so recht ins Bild des aufsteigenden Underdogs passt. Aber ohnehin haben beide Geschichten Parallelen.

Bei Detlef Soost kamen vielleicht auch zwei Aspekte zusammen, wenngleich von Kelly verschiedene. Wer Detlef Soost vor Let’s dance nicht mochte, wird sich auch schwer getan haben damit, ihn dann später gut zu finden. Doch es wird auch diese Zuschauer gegeben haben, die er überzeugt hat – und andere, die (vielleicht heimlich) auf ein Scheitern von Detlef Soost an seiner jeweiligen Wochenaufgabe gewartet haben.

Wer Soost gut fand, konnte sich freuen, wenn es gut klappte oder mitleiden im umgekehrten Fall.

Solche Helden-Reisen finden wir bestimmt auch bei den Profi-Tänzerinnen und -Tänzern. Ich bin überzeugt davon, dass es Zuschauer gibt, die mit ihren Helden mitfiebern, ihnen die Daumen drücken und sich über jedes gute Ergebnis und Weiterkommen freuen, relativ unabhängig vom jeweiligen Promi-Tanzparter-Kandidaten.

Auch etwas abgewandelte „Cinderella-Geschichten“ finden wir bei den Profis. Vielleicht kann ich da Anastasia Stan nennen, die bei Let’s dance 2024 das erste Mal dabei war und den meisten Zuschauern bestimmt unbekannt. Oder Mika Tatarkin, der zwar gleich zu Beginn ausgeschieden war, aber über dessen beeindruckenden Tanz mit Kathrin Menzinger in der Profi-Challenge sich etliche, enthusiastische Let’s dance – Fans gefreut haben.

Die Faszination am Tanz oder dem Tanzen

Einen anderen Aspekt oder Grund, Let’s dance zu schauen, sehe ich in der Attraktivität und Faszination der Kunstform Tanz bzw. dem Tanzsport oder dem Tanzen allgemein.

Tanz und Tanzen ist unterhaltsam, schön und ästhetisch! Bei Let’s dance unterstelle ich eine gelungene Darbietung :-)

Das allein wird für einen Teil der Zuschauer Grund sein, sich Let’s dance anzuschauen. Es macht einfach Spaß oder bereitet Freude, anderen beim Tanzen zuzusehen!

Tanzen kann auch romantisch sein. Manche Tänze erzählen selbst kleine Geschichten.

So kann man sich erfreuen an den Darbietungen, sich über und mit den Tänzern freuen, wenn etwas gut gelingt.

Zuschauer, die selbst tanzen (unabhängig davon, wie intensiv), sehen Let’s dance sicher auch, um sich mit ihrem Hobby über das aktive Tanzen hinaus zu beschäftigen. Manche schauen sich vielleicht etwas ab – nicht unbedingt Hebefiguren, aber kleine Gesten?

Da bietet Let’s dance die Möglichkeit der Identifikation und des Vergleiches.

Manche Zuschauer erinnern sich an die eigenen Tanzkurse und erkennen Tanzschritte oder versuchen sie zu erkennen und aus eigener Erfahrung nachzuvollziehen.

Ich hatte oben von einigen (wenigen) Studien gesprochen. Ich erinnere mich mindestens an eine, die ergeben hat, dass Zuschauer solcher TV-Shows sich mit den Kandidaten identifizieren im Sinne des Vergleiches der eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten mit denen der Kandidaten.

Vergleiche, Neugier und der kleine Voyeurist in uns

Solche Studien zeigen auch, dass Zuschauer die Urteile der Jury über die Tanzpaare mit ihren eigenen vergleichen und das eine Motivation ist oder einer der Gründe, sich eine solche Show wie Let’s dance anzuschauen.

Das geht sogar bis zu einer gewissen „diebischen Freude“ am Zwist entweder der Juroren untereinander oder der Juroren mit dem Publikum, den Moderatoren oder Tanzpaaren.

Aber auf die Jury will ich in einem späteren Artikel noch näher eingehen…

Nicht vergessen will ich auch die Gelegenheit, bei Let’s dance die Protagonisten näher kennenzulernen, mehr über sie zu erfahren. Das betrifft nicht nur schon bereits gut bekannte Prominente, sondern auch die, die man vorher noch nicht kannte.

Sowohl die Einspieler, die Vor- und Nachberichterstattung, aber auch die Reaktionen beim Jury-Urteil oder manchmal die kurzen „Ansprachen“ auf dem Balkon bei Victoria Swarovski bieten die Gelegenheit für die Zuschauer, ihre neuen oder schon bekannten Lieblinge in Situationen zu erleben, die einem sonst verborgen bleiben.

Wenn das Adrenalin nach einem Tanz durch den Körper wallt, zeigt man sich verletztlich oder man freut sich auf eine besondere Weise, die man nicht unbedingt oder nicht in jedem Fall so steuern kann, wie man es sonst tut, wenn man sich öffentlich bewegt.

Wenn bei der Vorbereitung eines Tanzes etwas gut oder eben gerade nicht gelingt, teilt man private Momente, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Oder bei manchen Teilnehmern kann man auch in solchen Teilen der Show, wie den „Magic Moments“ (exemplarisch), etwas erfahren, was die Zuschauer sonst oft nur oberflächlich oder noch gar nicht kennen.

Let’s dance bietet mit seiner (für einige) langen Reise die Gelegenheit, die Beteiligten vom Promi-Kandidaten über die Profitänzer bis hin zu Juroren in einer Art und Weise und Intensität kennenzulernen, die sonst nur relativ kurze Show-Auftritte nicht bieten.

Einfach entspannte Unterhaltung

Man muss Let’s dance nicht überhöhen!

Für viele Zuschauer wird Let’s dance nur eine Gelegenheit sein, einen schönen und entspannten Freitagabend vor dem Fernseher zu haben, gute TV-Unterhaltung zu genießen.

Manche nutzen die Gelegenheit der Show vielleicht, die Woche hinter sich zu lassen, die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden zu vergessen, in das Wochenende zu starten.

Das kann sogar einen rituellen Charakter haben, wenn das Wochenende am Freitagabend mit Let’s dance beginnt…

Hinweise zur Salsango-Kolumne “Let’s dance Klartext”

Das ist mein Angebot einer Art Kolumne, verschiedene Informationen, Meinungen und Kommentare über die Staffel Let’s dance hinaus zur Verfügung zu stellen und Ihnen hoffentlich für einige Minuten interessante Themen und gute Unterhaltung anzubieten!

Jeder ist herzlich eingeladen, zu diskutieren und seine Meinung zu sagen!

Warum schauen Sie Let’s dance? Was interessiert Sie an dieser Tanz-Show besonders? Was finden sie gut oder spannend?

Ich werde solche Fragen und Antworten zur Tanz-Show Let’s dance künftig und vorerst jeden Samstag besprechen, Thesen aufstellen, Fakten darlegen, Ereignisse kommentieren.

Vielleicht gelingt es mir, ein paar weitere, hier noch nicht zu nennende Highlights für jeden Let’s dance – Fan zu präsentieren. Ich will nicht zu viel versprechen für den Anfang…

Themen-Vorschläge und -Wünsche können Sie per E-Mail an karsten@salsango.de senden oder gleich hier unten in die Kommentaren zu diesem Artikel schreiben (Hinweis: Solche Themen-Vorschläge oder Teile von Kommentaren werden vertraulich behandelt und nicht veröffentlicht – nur diese, alle anderen Kommentare schon!).

Informationen zu Let’s dance in Salsango

Alle Salsango-Beiträge zu dieser Tanz-Show, auch die zu Staffeln vergangener Jahre, finden Sie bei uns unter Let’s dance nach Jahren bzw. Staffeln sortiert.

Wir berichten über verschiedene Tanz-Shows und haben eine Artikel-Sammlung speziell zum Thema Tanzen im Fernsehen. Thematisch weiter gefasst ist die Kategorie TV-Shows.

Ausgewählte Themen im Salsango-Magazin:




19 Kommentare zu “Let’s dance Klartext: Faszination Let’s dance (Salsango-Kolumne)”



  • katha sagt:

    Wie schön, dass es hier nun tatsächlich weitergeht!
    Was die Faszination dieser Tanzshows anbelangt, kann ich mich noch sehr gut an die erste Staffel 2005 beim ORF erinnern. Damals habe ich noch ein bisschen hobbymäßig beim HSV Zwölfaxing getanzt (wer gelegentlich Formationstanzsport schaut, wird den Verein kennen – ich war nie besonders gut, zu mehr als Ersatz in der B-Formation hat es bei mir nie gereicht) und wir kannten natürlich alle die teilnehmenden Profis. Teilweise waren diese manchmal Gasttrainer bei uns oder sonst kannte sich man natürlich zumindest vom Sehen, da man sich auf gemischten Turnieren über den Weg gelaufen ist. Und die österreichische Tanzsport-Szene ist ja nun wirklich nicht groß, da kennt eigentlich jeder jeden.
    Also haben wir es natürlich alle geschaut, obwohl wir zugegebenermaßen sehr skeptisch waren und nicht so recht wussten, was wir von diesem Konzept nun halten sollten. Und auch unter den richtigen Profis war das Format ziemlich umstritten, teilweise wurden die teilnehmenden Profis der ersten Stunde sogar von Kollegen angefeindet, dass sie „sich für so einen Schwachsinn hergeben“ und es wurde ihnen vorgeworfen sie würden den Tanzsport lächerlich machen, ihm sogar Schaden zufügen.
    Mich hat die Show von der ersten Sekunde an gepackt. Gerade weil ich selbst wusste, wie schwer Tanzen sein kann, war ich erstaunt und begeistert, was absolute Laien tatsächlich in so kurzer Zeit erlernen können. Natürlich lernen die Promis nicht wirklich tanzen, aber selbst das Erlernen einer bzw. sogar 2 oder 3 Choreographien in wenigen Tagen, ist eine Wahnsinns-Leistung und verdient riesigen Respekt.
    Für mich das Faszinierendste bei Let’s Dance und Co. ist tatsächlich das, was du oben so schön eine Cinderella-Story nennst. Mein Herz schlägt fast immer für die Underdogs, für die Kandidaten, denen das Tanzen nicht in die Wiege gelegt wurde, die vielleicht körperlich nicht die besten Voraussetzungen haben. Wie sich diese reinhängen, an sich arbeiten und immer besser werden bis irgendwann der berühmte Knoten platzt – das ist genau das, was ich bei diesen Shows sehen möchte! Eine Staffel bestehend nur aus Anna Ermakowas, Gabriel Kellys, Vanessa Mais, Ella Endlichs, Alex Klaws – Gott, wie langweilig wäre das denn bitte? Daher gehören für mich auch die „Tanzbären“ unbedingt zu dieser Show dazu.
    Der zweite große Punkt, der die Faszination bei mir ausmacht, ist, dass man Tanzen einfach nur im Fernsehen so inszenieren kann. Mit verschiedenen Kamerapositionen (mal Fluch, mal Segen), Lichteffekten, Pyro, Requisiten, waghalsigen Hebefiguren, die im Tanzsport so teilweise gar nicht erlaubt sind (und erinnern wir uns, in den ersten Staffeln war sowas auch in den Shows gar nicht erlaubt, da wurde noch streng nach Turnierregeln geurteilt). Nehmen wir ganz aktuell den Tanz von Mika & Kathrin in diesem Lichtkreis – so etwas wird man bei einem Tanzturnier nie zu sehen bekommen. Deshalb gehe ich auch immer gern zur Let’s Dance Tour. Als ich noch getanzt habe, fanden Turniere (selbst WMs) oft vor 100 Zuschauern statt und mind. die Hälfte davon waren Freunde und Familie. Auch heute noch kommt das vor, aber auch dank dieser Shows hat man immer wieder Turniere mit deutlich mehr Zuschauern. Und wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass man mit einer reinen Tanz-Show die größten Arenen Deutschlands füllen kann (von Riverdance und so mal abgesehen)? Das finde ich einfach nur großartig!

    • Danke, katha, für die Einblicke, die Du uns gewährst und Rückblicke. Das fand ich sehr interessant!

      Ich denke, diesen Spagat zwischen „Unterhaltung“ und „puren“ Bereichen, wird es immer geben und immer solche, die die Unterhaltung als zu seicht empfinden und die Nase rümpfen. Das ist im Tanzsport so, in der Musik bei „U“ und „E“ und sicher in vielen anderen Bereichen, die sich so aufsplitten.

      Es gibt ja auch durchaus gute Argumente, sich z.B. auf den Tanzsport zu konzentrieren. Wir hatten das hier auch schon diskutiert: Von Ausnahmen abgesehen ist es nicht möglich, im Tanzsport am aktiven Turnierbetrieb teilzunehmen und nach sportlichen Höchstleistungen zu streben – und zugleich bei Let’s dance dabei zu sein. Das schließt sich zeitlich und praktisch aus.

      Bzgl der Präsentation könnte man aber auch im Tanzsport noch einiges tun – muss vielleicht etwas mehr ausprobieren und mutig sein.

      Die gegenseitige Befruchtung oder Bereicherung von Unterhaltung und Sport kann man je generell nicht leugnen, auch beim Tanzen nicht, und führt im Ideal auf beiden Seiten zu besseren Ergebnissen. Ich glaube, so ist es vielleicht ganz gut beschrieben: Es sind 2 Seiten einer Medaille…

      • katha sagt:

        Wobei das ja auch eher eine neuere Entwicklung ist. Ich kann mich erinnern, dass z.B. Kathrin und Vadim während ihrer Zeit bei Dancing Stars noch fast jedes Wochenende zu Turnieren gefahren oder geflogen sind. Das geht heutzutage gar nicht mehr. Und auch für die Promis ist es heute de facto nicht mehr möglich ihrem normalen Beruf während Let’s Dance nachzugehen, weil der Trainingsaufwand mittlerweile so hoch ist. Jetzt geht da ja keiner mehr unter 10 Stunden Training pro Tag raus, früher waren das vielleicht 4-6.
        Das mit der gegenseitigen Befruchtung sehe ich auch so. Die Disziplin Showdance hat sich da meiner Meinung nach schon durch Let’s Dance und Co. verändert, ich würde sogar sagen davon profitiert. Umgekehrt ist es immer gut, wenn in der Show auch Tänzer dabei sind, die noch aktiv im Tanzsport unterwegs sind oder es zumindest bis vor kurzem waren. Die bringen immer etwas frischen Wind rein, siehe Anastasia dieses Jahr.

      • katha, ich glaube, da täuscht Dich die Erinnerung etwas und Du traust Profis und Promis auch etwas viel zu.

        Wenn ich mich richtig erinnere, kam es schon vor, dass Vadim & Kathrin zu einem Turnier gefahren sind, während DS oder LD, das weiß ich nicht mehr. Eine EM oder WM ist mir da z.B. im Gedächtnis, die irgendwo weit weg war. Ich hatte damals darüber berichtet…

        Es mag auch weitere Turniere gegeben haben, aber bestimmt nicht regelmäßig. Auch bei anderen Paaren. In diesem Jahr war ja z.B. Anastasia bei der Latein-WM der Profis in Budapest.

        Und 10 Stunden Training kann ich mir nicht vorstellen. Selbst für Profis wäre das kontraproduktiv. Ich will nicht ausschließen, dass nicht schon einmal jemand so lange trainiert hat. Und wenn ein Tag bei LD mit allem Drum und Dran ist, vergeht diese Zeit sicher oder sogar noch mehr. Aber nicht mit Trainingszeit.

        Schau mal hier in mein Interview mit Danilo Campisi und Corinna Kamper aus dem letzten Jahr (Dancing Stars 2023). Da ist das u.a. ein Thema.

      • katha sagt:

        Jetzt hast Du mich tatsächlich bewogen nochmal nachzuschauen, ob mich meine Erinnerung trügt und ich vielleicht Blödsinn erzählt habe. Für die Jahre 2012, 2013 und 2014 listet die WDSF für sie jeweils 3 Turniere, an denen sie während der Dancing Stars Zeit teilgenommen haben (und in jedem Jahr war mind. einer von ihnen im Finale). In Anbetracht der kürzeren Laufzeit der Dancing Stars, ist das also etwa jedes 3. Wochenende, da lag ich mit „fast jedes Wochenende“ nicht so schlimm daneben, wie ich finde.

        10 Stunden Trainingszeit war vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Was ich meinte war: mind. 10 Stunden am Tag, die die Promis mit Let’s Dance beschäftigt sind und ihrem eigentlichen Beruf nicht nachgehen können. Dass da Pausen und Interviews etc. dabei sind, ist schon klar. Wobei René & Kathrin in einem Interview mal erzählt haben, dass sie in der Finalwoche tatsächlich 14 bis 16 Stunden pro Tag fast ohne Pausen trainiert haben – aber die beiden waren ja auch bekloppt.
        Aber z.B. Cheyenne Pahde hat ja während der Let’s Dance Zeit noch Vollzeit Alles was Zählt gedreht und am Vergleich mit Valentina, die für Let’s Dance bei GZSZ pausiert hat, sieht man meiner Meinung nach gut, dass das gar nicht mehr anders geht. Denn talentiert waren sie sicher gleichermaßen.
        Oder bei Dancing Stars haben früher Radio- und Fernsehmoderatoren mitgemacht, die tägliche Sendungen moderiert haben und dafür 4-5 Stunden pro Tag in ihrem Hauptberuf unabkömmlich waren. Auch das würde heutzutage nicht mehr gehen.

      • Hallo katha,
        ich glaube, wir liegen da gar nicht weit auseinander. Sicher ist es so, dass solche Tanz-Shows heute professioneller und damit m.E. sicher auch zeitaufwändiger sind. Da sind wir uns ja einig.

        Ansonsten will ich auf meinen Ausgangssatz dazu erinnern: „Von Ausnahmen abgesehen ist es nicht möglich, im Tanzsport am aktiven Turnierbetrieb teilzunehmen und nach sportlichen Höchstleistungen zu streben – und zugleich bei Let’s dance dabei zu sein.

        Das schließt ja Ausnahmen ausdrücklich ein…

    • Elfe sagt:

      Hallo Katha, du schreibst, dass du aktive Tänzerin früher warst. Da hätte ich eine Frage an dich. Wenn ich mir Tanzturniere im Fernsehen anschaue, fällt mir auf, dass die Damen und Herren sich extrem schminken und auf mich zu künstlich wirken. War das schon immer so oder wann ist dieser Trend entstanden. Und warum? Muss das vielleicht aus einem mir nicht bekannten Grund so sein?

      • katha sagt:

        Das war tatsächlich schon früher so bzw. würde ich sogar sagen, dass es früher noch extremer war. Der Grund ist dergleiche, warum auch Schauspieler und Tänzer im Theater oder Musical so extrem geschminkt sind: Das Publikum bzw. beim Tanzen auch die Juroren sind ziemlich weit weg, von dezentem Makeup würde man auf die Distanz nichts mehr sehen. Es gibt dort in der Halle ja keine Bildschirme, wo z.B. Close-Ups gezeigt werden – im Fernsehen gibt es das natürlich schon und das sieht dann oft befremdlich aus.
        Bei den Formationen kommt noch dazu, dass alle gleich aussehen sollen, damit die Formation als Gruppe wirkt und niemand heraussticht. Auch sind die Juroren da noch weiter weg um die Figuren und Linien besser beurteilen zu können. Ich weiß nicht wirklich, wie es heutzutage ist, aber zu meiner Zeit gehörte zum Look bei den Latein-Formationen eine tiefbraune Hautfarbe (mit normalem Selbstbräuner für Mittel- und Nordeuropäer gar nicht zu erreichen, da gibt es extra Spezialprodukte), tiefschwarze Haare und für alle die gleiche Frisur (ich hab immer Perücke getragen, weil ich schon als Jugendliche immer kurze Haare hatte; lange Haare bei den Männern waren natürlich auch nicht erlaubt). Ich, die von Natur aus extrem hellhäutig ist und hellblonde Haare hat, sah damit absolut furchtbar aus.

      • Elfe sagt:

        Danke, Katha, für deine Antwort. Man merkt schon bei deinen Diskussionsbeiträgen deine Leidenschaft für das Tanzen. Deine Beschreibung ist für mich sehr anschaulich gewesen. Da hast du ja jedes mal eine Typveränderung durchgemacht, die aber nicht so richtig zu dir gepasst hat. Mir ist das auch bei Lets Dance bei Martha aufgefallen bei ihren ersten beiden Teilnahmen an der Show. In den Einspielern eine sehr jung wirkende sympathische Frau und beim Tanzen dann wie verkleidet, viel älter wirkend und härtere Gesichtszüge durch Make up.



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