Let’s dance am 4.3.2022 Meinung & Kritik: Ernüchterung und Begeisterung
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 5.03.2022Let’s dance am 4.3.2022 war ja nun wirklich eine „Pech-Sendung“, allerdings mit einigen Highlights. Hier meine Kritik und Meinung und gern Ihre Kommentare.
Ich hab mich gewundert, dass bei Let’s dance am 4. März 2022 nicht der Strom ausgefallen ist. Das hätte perfekt zu den Rand-Bedingungen der RTL-Tanz-Show an diesem Freitag gepasst.
Naja, dafür ist dann noch Frauke Ludowig für die sich anschließende Magazin-Sendung ausgefallen. Das, was ich gesehen habe, hat mir aber von Bella Lesnik viel besser gefallen, als das, was ihre Chefin sonst anbietet.
Zuvor sind bei Let’s dance am 4.3.2022 Cheyenne Ochsenknecht – Evgeny Vinokurov ausgeschieden und wurden vielleicht zu einem guten Teil Opfer der ungewöhnlichen Umstände. Ihr Tanz gestern hätte das Weiterkommen gerechtfertigt, denn der war viel besser, als das noch in Erinnerung an die Kennenlern-Show zu erwarten gewesen wäre.
Die Position in der Punktetabelle von Cheyenne Ochsenknecht – Evegeny Vinokurov allerdings verhieß schon Ungemach. Die Positionen 3, 4, 5 von unten gesehen sind gerade am Anfang von Let’s dance häufig schon Schleudersitze gewesen. Außerdem werden Paare mit Handicap oft belohnt für ihr Engagement oder wenigstens nicht bestraft für widrige Umstände, die sie nicht slebst zu vertreten haben.
So konnten Lilly zu Sayn-Wittgenstein und auch Timur Ülker hoffen, trotz sehr ungenügender Leistung eine Runde weiter zu kömmen.
Bei Lilly zu Sayn-Wittgenstein ist das auch vollkommen gerechtfertigt. 2 Tage Training als Ersatz-Tänzerin und dann kurzfristig ein anderer Tanzpartner: Dafür war die Rumba gestern vergleichsweise souverän, wenn auch nicht wirklich schön.
Etwas anders beurteile ich das bei Timur Ülker. Keine Ahnung, was da gestern alles daneben ging. Eine Selbsterkenntnis von Timur Ülker beschreibt es ganz gut: „Das Geheimnis besteht darin, loszulassen„. Genau! In Anerkennung der ersten beiden, recht guten Tänze bei Let’s dance 2022 fand ich das Weiterkommen auch nicht ungerechtfertigt.
Großes Glück in meinen Augen hatten dagegen Michelle und Christian Polanc gestern. Das war das Tanzpaar, das ich gestern nach hause geschickt hätte, wenn ich mir hätte eines aussuchen müssen.
Der Cha Cha Cha war zwar sehr langsam (also die Musik) und das wirklich unglücklich für die Wirkung einer so ungeübten Tänzerin wie Michelle. Sie hatte erhebliche Probleme mit der Körperspannung und dadurch dann, Positionen zu halten.
Es gibt schnellere Versionen von diesem Lied und nicht nur die sehr langsame Original-Version. Ich hätte an Christians Stelle darauf bestanden, die Geschwindigkeit etwas anzuheben. Das ist im Jahr 2022 technisch ja kein Hexenwerk mehr.
Zusätzlich (oder auch dadurch bedingt) rennt Michelle manchmal ihrem Tanzpartner „weg“. Sie tanzt ihre Schritte schon, bevor sie geführt wurden. Damit ist dann die Harmonie komplett im Eimer. Ich weiß zudem, dass das Tanzen dann keinen Spaß macht…
Ich habe jedoch den Eindruck, das war oder ist nicht des Pudels Kern. Ich habe mehr den Verdacht, Michelle und Christian funktionieren als Paar noch nicht. Die haben sich nichts zu erzählen, die spornen sich nicht gegenseitig an. Vielleicht täusche ich mich, vielleicht ändert sich das noch.
Unterbewertet dagegen fand ich Caroline Bosbach – Valentin Lusin und ihre Salsa. Die eher revue-artige Choreografie von Valentin passte gut zur Musik. Ich muss zugeben, dass mein erster Eindruck auch eher getrübt war. Ich hab mir die Salsa aber noch ein paar Mal angesehen und dann meine erste Meinung revidiert.
Das war eine solide Leistung, die eine Platzierung weiter im Mittelfeld verdient gehabt hätte. Allerdings hat die Jury nicht die Gelegenheit, sich den Tanz einmal anzusehen. Insofern kann ich die Bewertung durchaus nachvollziehen und am Ende ist es ja nochmal gut gegangen.
Trotzdem fand ich dieses Paar eine ganze Ecke besser, als z.B. Michelle und Christian, weshalb für mich ein Weiterkommen eigentlich nicht in Frage stand.
Bei Mike Singer – Christina Luft habe ich gestern Hoffnung geschöpft, dass es besser werden kann. Jedoch fand ich den Cha Cha Cha überbewertet im Vergleich zu anderen Tänzen bei Let’s dance am 4.3.2022.
Ich sehe Mike Singer so auf einer Ebene mit Caroline Bosbach: Engagierte Tanzanfänger mit Potential…
Vom tänzerischen Vermögen vergleichbar sehe ich auch Amira Pocher. Allerdings hat Amira Pocher eine viel stärkere Wirkung, wenn sie tanzt. Sie wirkt auf mich sehr stark, ja fast dominant, eine „Erscheinung“, die die Tanzfläche beherrscht und den Zuschauer auf sich fokussiert. Der Spiegel-Rahmen hat (mich) da mehr gestört, als dass er den Tanz irgendwie bereichert hätte.
Trotzdem bleibt noch ein Tick Unsicherheit bei Amira Pocher, den ich eher sympathisch und reizvoll finde.
Janin Ullmann – Zsolt Sandor Czeke haben für mich gestern eine gewisse Favoriten-Stellung verloren. Und das gleich in doppelter Hinsicht:
Den Jive gestern fand ich an sich nicht schlecht – eher etwas unkonventionell getanzt, aber das passte gut zur Musik und auch zum Paar. Mir war das jedoch zu „hoppelig“, nicht fokussiert und geerdet genug.
Ich habe da gestern keine „Dancing-Queen“ tanzen gesehen. Das ist alles nett und auch irgendwie „süß“, aber nicht souverän. Der Tanz wirkte auf mich eher gelernt, die „Sprung-Figur“ nicht nur überflüssig, sondern so laienhaft, dass ich gar nicht vestanden habe, warum Zsolt die überhaupt eingebaut hat.
Wenn ich Janin Ullman mit Amira Pocher vergleiche, kann Janin vielleicht besser tanzen, hatte aber gestern nicht annähernd eine Aura wie Amira.
Vor allem aber haben Janin Ullmann in meinen Augen zwei andere Tanzpaare die Spitze streitig gemacht. Ich will meinen „Tanz des Abends“ deshalb auch splitten für Let’s dance am 4. März 2022.
Da sind einmal Sarah Mangione – Vadim Garbuzov: Sarah Mangione nimmt genau die Entwicklung, die ich erhofft hatte. Den Wiener Walzer gestern fand ich ausgesprochen gut gelungen. Sarah hat sehr gefühlvoll, fließend und „geschmeidig“ getanzt, mit ausformulierten Endpositionen und auch mit Blick auf’s Detail. „Feminin und elegant“ hat Jorge Gonzalez es genannt. Genau das fand ich auch!
Mehr will ich dazu gar nicht schreiben: Ich fand’s schön!
Der Preis für die dichteste Atmospäre und den dramatischsten Tanz bei Let’s dance am 4.3.2022 allerdings geht für mich an Rene Casselly und Kathrin Menzinger. Dieser Tanz hat mich gefesselt von Anfang bis Ende! Die Dramaturgie war beeindruckend, die Choreografie 1A und manchmal bis auf den i-Punkt auf die Musik abgestimmt. Die Zwei passen irgendwie zusammen wie Topf und Deckel.
In den Solo-Teilen wirkt Rene Casselly auf mich immer noch souveräner, als wenn er mit Kathrin zusammen tanzt. Ich bin aber überzeugt, dass sich das mit mehr Übung Stück um Stück, Tanz für Tanz verbessern wird.
In der Paar-Wirkung hatten für mich gestern Sarah und Vadim die Nase vorn!
Das ist mein Stichwort für Mathias Mester – Renata Lusin. Dieses Paar hat gestern Abend die meisten meisten Punkte bekommen – 2 mehr als Rene & Kathrin, 3 mehr als Sarah & Vadim. Das fand ich nicht gerechtfertigt!
Ich fand den Paso Doble oft „caballo-artig“ gehüpft. Ich meine den Rhythmus, der allerdings in der Musik angelegt war. Insofern könnte ich darüber hinweg sehen. Aber nicht, wenn es um die Spitzenposition gestern geht. Das war auch nicht mein Problem, was mich übrigens immer noch beschäftigt:
Ich habe mir den Tanz inzwischen noch einige Male angesehen. Mathias Mester für sich betrachtet tanzt da wirklich einen sehr ordentlichen Paso doble. Daran habe ich inzwischen keinen Zweifel mehr!
Aber die Ernsthaftigkeit, die ich da inzwischen beim Nachschauen gesehen habe, hat mich im ersten Eindruck nicht erwischt. Für mich war der Tanz beim ersten Anschaueneinfach „nicht glaubhaft“. Ich finde im Moment kein besseres Wort und bin fast ein wenig verzweifelt, nicht richtig ausdrücken zu können, was mich bewegt.
Mein Fazit zu Let’s dance am 4.3.2022
Ich meine, gestern einige erstaunlich gute Tänze und tänzerische Ansätze gesehen zu haben. Dazu gehören für mich Sarah & Vadim, Rene & Kathrin, Amira & Massimo und trotz aller Kritik auch Janin & Zsolt sowie Mathias & Renata. Bei diesen Tanzpaare schaue ich hoffnungsvoll in die Zukunft.
Noch etwas unentschlossen bin ich bei Mike & Christina, Riccardo & Isabel, Caroline & Valentin.
Sorgen machen mir Michelle & Christian sowie Timur Ülker. Da müssen wir mal sehen, wie es weiter geht…
„Noch ist nichts entschieden“ hat Motsi Mabuse gestern wie aus einem Glückskekszettel abgelesen gesagt. Und genauso stimmt das auch…
Wie immer freue ich mich über Ihre Kommentare und Meinungen zur Sendung und den Tänzen gestern!
Hinweise und Links zu Let’s dance in Salsango
Alle Fakten zur Show, die Tänze, Songs und Punkte der Jury finden Sie wie immer bei uns in einem eigenen Artikel: Let’s dance 4.3.2022 Fakten: Wer ist ausgeschieden? Punkte, Tänze, Songs
Alle Artikel zur aktuellen Staffel sammeln wir unter einem neuen Stichwort Let’s dance 2022. Alle Artikel auch zu älteren Staffeln dieser Tanz-Show finden Sie innerhalb von Salsango unter dem Stichwort Let’s dance.
Berichte über Tanz-Shows, auch andere als Let’s dance, finden Sie unter dem Stichwort Tanzen im Fernsehen. Weiter gefasst ist unsere Kategorie TV-Shows. RTL möchte, dass wir auf RTL+ hinweisen für die Verwendung.
Ich werde dieses Jahr kaum zu den schnellsten Kommentatoren gehören. Mir den Freitag bis nach Mitternacht um die Ohren zu hauen, diesen Elan bringe ich momentan nicht auf. Also aufnehmen, Werbung raus schneiden (im Schnitt 75 min.) und Samstag nachmittags eine kurzweilige Tanzshow genießen.
Michelle würde ich noch nicht abschreiben. Mit Christian hat man keine Chemie, sondern eine Arbeitsbeziehung. Wer das verinnerlicht, kann auch Spaß dabei haben. Ansätze waren im Trainingsvideo zu erkennen, müssen aber natürlich in die Liveshow mitgenommen werden. Auch für die Musik würde ich mildernde Umstände gelten lassen.
Die Salsa von Caroline war für Woche 2 ordentlich. Was hier am meisten gestört hat, war die Requisite; eine Mischung aus Madame Butterfly und rhythmischer Sportgymnastik. Die Fächer haben für den Tanz nichts bewirkt; im Gegenteil. Sobald Caroline die Hände frei hatte (um z.B. ihren Partner auch mal anzufassen!) sah das viel ungezwungener aus.
Mit Sarah könnte Vadim bei Let’s Dance endlich mal zeigen, was er beim ORF perfektioniert hat: eine Dame kontinuierlich zur Finalreife entwickeln. Das Potential ist da. Besonders deutlich geworden ist mir außerdem schon beim ersten Anschauen, warum der Titel King of Choreo gerechtfertigt ist. Das war nicht nur schön auf die musikalischen Akzente zugeschnitten. Auch die Lyrics wurden interpretiert- ohne dass das jemals nach „Waldorfschüler tanzt seinen Namen“ aussah. Sarah konnte damit offensichtlich etwas anfangen, und schon war auch die Wirkung auf die Zuschauer größer.
Mike Singer ist ein netter Kerl und hat sich diesen Freitag mehr bewegt als Jan Hofer während der gesamten Staffel. Das war aber auch alles. Christina hat clever simuliert. Sobald es ansatzweise Cha Cha im Paar werden sollte, kam er aus dem Tritt- also lieber Solo-Action. Dummerweise wird das Konzept nicht allzu weit tragen…
Der Kontrast zu René hätte größer nicht sein können. Schon die Musik war fast ein Selbstläufer und schien das Paar zusätzlich zu befeuern. Mit seinen akrobatischen Einlagen kann ich bisher gut leben (auch letzte Woche- von einem James Bond erwartet man schließlich ein bisserl Action). Es werden aber Tänze kommen, wo weniger mehr ist. Ich hoffe Kathrin erkennt das und feilt stattdessen vermehrt an der Technik. Da wäre ich dann wirklich gespannt auf einen Tango Argentino oder eine Rumba.
Mit eben der hatte Lilly zu kämpfen- aufgegeben hat sie aber nicht, und den einen Punkt von Joachim Llambi empfand ich als unverdiente Ohrfeige. Vielleicht hätte Jimmie die Choreo von Andrzej noch ändern sollen. Wie schon letzte Woche war die nicht so gelungen, aber für große Änderungen war wohl auch die Zeit zu knapp. Den Abstand zu Cheyenne (aber auch Timur; den hätte ich diese Woche eher nach Hause geschickt) fand ich weniger groß als der Herr Scharfrichter. Jorge und Motsi sahen das offenbar ähnlich. In allen drei Fällen schienen mir seine Wertungen zu sehr von den Leistungen der Vorwoche beeinflusst.
Wie Valentin sollte auch Massimo die Finger von Requisiten lassen! Amira braucht die nicht. Bett und Spiegel hatten wir jetzt. Fehlen noch Sofa, Esstisch, Küchenzeile- fertig ist der schwedische Möbelkatalog. Aber im Ernst: Massimo selbst tanzt den Slowfox soviel besser als damals 2012 mit seiner Rebecca. Hätte er Amira vom Fleck weg mitgenommen in den Tanz: Die Wirkung wäre viel stärker gewesen.
Seine Lehrerin (Isabel) hat allerdings noch nicht wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Schon beim Opening schien sie immer einen halben Takt hinterherzuhängen. Beim Jive mit Ricardo hat sie genauso charmant geschummelt wie Christina. Immer wenn es brenzlig wird- Showeinlage.
Da war der Jive von Janin und Zsolt schon inhaltlich ein anderes Kaliber. Und um noch einen Vergleich anzubringen: Die Musik war exakt dieselbe Einspielung wie beim Jive von Vanessa Mai- und im Gegensatz zu der hat Janin auf Heels getanzt. Ich mache mir keine Sorgen, dass da nicht noch mehr geht. Vor allem Zsolt wirkt keinesfalls wie ein Neuling. Engagiert, aber cool und keinesfalls übermotiviert. Und den „Favoritenstatus“ sollen die beiden ruhig anderen überlassen; der hemmt nur.
Am ehesten gefährdet durch das süße Gift des Jury-Überschwangs ist derzeit tatsächlich Matthias. Renata hat sehr kreativ versucht, die Klippen zu umschiffen (z.B. durch den Einsatz des Podests), aber die dominante Präsenz die dieser Tanz erfordert hatte er im Gegensatz zu René natürlich nicht. Vielleicht ist es das was du, Karsten, als „nicht glaubhaft“ beschreibst. Wo Jorge und Llambi da jeweils einen Punkt mehr gesehen haben, kann ich nicht nachvollziehen. Trotzdem hat er meinen Respekt, und unterhaltsam ist er sowieso.
Stichwort Respekt: Den hat auch Motsi verdient. Bisher die beste Leistung. Und zum guten Schluss noch ein Wort zu Victoria. Deren Outfit war sexy, aber haarscharf am Rande des Ordinären. Etwas mehr Stoff schadet ihr nicht. Da bin ich mir ganz sicher.
Was Du zu Vadims Choreo schreibst, ist mir auch aufgefallen. Möchte aber noch hinzufügen, dass Sarah das wirklich ganz hervorragend umgesetzt hat. Beim Nachsehen habe ich extra drauf geachtet und da ist mir aufgefallen, dass sie die Akzente in der Musik wie auch die Endpositionen der Arme perfekt getroffen hat. Die beiden waren immer synchron, nie war einer zu spät oder zu früh dran. Das zeugt von einem sehr guten Takt- und Rhythmusgefühl bei Sarah, denn lernen kann man so etwas meiner Erfahrung nach nur sehr bedingt. Da sieht es dann sehr oft unnatürlich und einstudiert aus.