Let’s dance 2012 – Show 4 – Dauerwerbe-Sendung, ganz sauber
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 11.06.2023Let’s dance 2012, die 4. Show, war alles andere „dirty“, aber in einer Linie zum familientauglichen Tanzfilm „Dirty Dancing“ – oder zum gleichnamigen Musical, zu dessen Dauerwerbesendung sich RTL’s Let’s dance machen ließ – oder gut bezahlen.
Das ist auch irgendwie in Ordnung und da wollen wir nicht nachstehen: Karten für einen Besuch in Oberhausen gibt’s unten am Ende des Artikels.
So gelungen dieser Zweck war, so wenig gelang die 4. Show von Let’s dance 2012 letztlich im Gesamteindruck.
Das bezieht sich ausdrücklich weniger auf die Tanzpaare, die durch die Bank nur selten glänzten, aber meist ordentliche Leistungen zeigten.
Vielmehr hat die Jury ihr ungutes Spiel getrieben. Dazu hatte ich mich heute morgen schon geäußert (siehe Artikel Let’s dance Jury 2012 – Wertungen wie im Kegel-Klub) – werde aber auch hier nicht daran vorbei kommen.
Beginnen wir mit den Jury-Gewinnern
Mandy Capristo und Stefano Terrazzino
Was daran so begeisternd war, hab ich nicht verstanden. Das war nett! Der erste Teil der Choreo war zu lang, denn es hätte mich interessiert, ob Mandy Capristo auch leichtfüßig nach „Verwandlung“ hätte über’s Parkett schweben können. So blieb’s beim tolpatschigen Hüpfen (das sollte sicher so aussehen) in Parkett-Hacker-Manier, für das die Jury Magdalena Brzeska schonmal ganz schön Maß genommen hatte (auch wenn ich das damals nicht nachvollziehen konnte).
Ich will gar nicht tadeln, die Show war o.k. – nur zum Überschwang war nun auch kein Grund (aus meiner Sicht).
Oder
Ardian Bujupi und Katja Kalugina
die völlig unnötig in den Himmel gelobt wurden. Die Salsa war Meilen entfernt von dereinst Massimo Sinato und Rebecca Mir – und selbst Ardian Bujupi hat in dieser Show schon besser getanzt! In der letzten Woche sind Stefanie Hertel und Sergiy Plyuta für eine vergleichbare Leistung mächtig abgewatscht worden von der Jury.
Warum also die Aufregung? Wegen der Hebefigur? Die, die bei diesem Titel im Film gar nicht klappt (das ist die erste Show, die „Baby“ tanzt)? Der Rest der Choreo war ja auch daraus abgekupfert – und in der Ausführung von Herrn Bujupi nicht sehr salsalike und etwas spröde. Übrigens: Die Show, bei der dieses Lied gespielt wird, heißt sogar Mambo Magic – nicht Salsa! Die Salsa gab’s damals noch gar nicht. Aber auf den Unterschied von Mambo und Salsa gehen wir hier nicht ein. Hier der Link zum Original, um sich zu erinnern…
Schade! So wie Stefanie Hertel und Sergiy Plyuta letzte Woche ein Lob verdient gehabt hätten, wäre auch hier ein anerkennendes Wort genug gewesen – verbunden mit dem Hinweis, dringend an der Hüfte zu arbeiten und vor allem das Gewicht vor die Füße zu bekommen (wenigstens das hatte Herr Llambi verklausuliert erwähnt – und auch nicht soviel Punkte gegeben.)
Dafür wurden
Joana Zimmer und Christian Polanc
übermäßig kritisiert. Ja, das sieht nicht immer so elegant aus, wenn Joana Zimmer sich allein bewegt. Auch die Trippelschritte zwischendurch waren nicht sehr tänzerisch oder schön. Es waren aber auch recht mutige Figuren dabei – gleich ziemlich zum Anfang z.B. lässt sich Joana nach 2 Drehungen allein in Christians Arme fallen, von dem sie nur hoffen konnte, dass er auch wirklich da ist.
Wir sollten aber bedenken, das Joana Zimmer sich nunmal allein nicht so orientieren und bewegen kann, wie wir Sehenden. Dass man das nicht vergleichen kann, darüber hatte ich hier auch schon geschrieben (siehe Artikel über Joana Zimmer und Christian Polanc)!
Ich finde, wir sollten auch nicht vergessen, dass wir hier nicht bei einem Tanzsport-Wettbewerb sind, sondern Let’s dance eine Tanz-Show ist. Deshalb muss niemand gleiche Maßstäbe anlegen, wo sie nicht angebracht und möglich sind.
Andererseits sollte vielleicht Christian Polanc versuchen, Joana Zimmer auch bei den Latein-Tänzen noch mehr an sich „zu binden“, mehr in Paarhaltung zu tanzen – analog den Standard-Tänzen – eben nicht die Tanzsport-Üblichkeiten zum Maßstab zu nehmen. Das würde ihr viel Sicherheit geben und manche unrunde Bewegung vermeiden. Und wenn man das geschickt macht, kann sich letztlich auch die Jury einem gelungenen Vortrag nicht entziehen! Da soll mal einer sagen: Das macht man sonst im Tanzsport aber anders… Ja, sonst…
Im letzten Jahr haben bei den ORF Dancing Stars z.B. zwei Männer zusammen getanzt (Alfons Haider und Vadim Garbuzov ). Da hat auch nicht einer „die Frau“ und im Rock getanzt, nur weil in den DTV-Statuten steht: Ein Tanzpaar sind ein Mann und eine Frau. Führender und Folgender haben sich bereichernd abgewechselt, was schöne Choreographien ergab. Schaut mal in die Artikel vom letzten Jahr, dort sind auch Videos dabei…
Also, vielleicht wie beim Equality-Tanzen eigene Formen finden und nicht versuchen, nachzumachen, was sowieso nicht geht?
Lars Riedel und Marta Arndt
Die Vorhaltung gegenüber der Jury mit der Show, gilt auch für Lars Riedel und Marta Arndt. Beide machen eine tolle Show und tänzerisch wird’s von Sendung zu Sendung ein wenig besser. Na klar fehlen diesem Mann jegliche Tänzer-Attitüden. Der war ja auch Diskuswerfer. Dafür schlägt er sich ganz wacker!
Man muss Marta Arndt mal ein dickes Lob machen: So, wie sie Lars Riedel in Szene setzt, ist das großartig! Inzwischen wird vermieden, was ob des Größenunterschieds kaum vernünftig darstellbar ist. Und alles andere ist ein großer Spaß, abseits von jeglichem Klamauk. Ein bisschen Clownerie, ja – aber wie diese zuweilen auch herrlich selbstironisch.
Die beiden sollen und werden wohl nicht gewinnen. Aber solange von anderen Paaren noch herumstolziert wird, ist mir das allemal lieber…
Magdalena Brzeska und Erich Klann
sind ausgeschieden. Unnötig, Jury! Wie die unangemessenen Worte und besonders die Wertung von Herrn Frieling. Ob die Sieger später wirklich bessere Choreos machen und Positionen zeigen, bleibt abzuwarten. Magdalena Brzeska hätte mehr gekonnt und mehr verdient! Ein bisschen leid tut mir das auch für Erich Klann. Ich hätte gern weiter zugesehen…
Rebecca Mir und Massimo Sinato
Auch bei Rebecca Mir und Massimo Sinato war die Schärfe der Kritik unangemessen – und dabei das – meiner Meinung nach – eigentliche Problem verkannt. Knie etc., alles berechtigt, das geht besser.
Aber am deutlichsten ist mir aufgefallen, dass Rebecca Mir nicht mit Massimo Sinato getanzt hat, sondern mit Kamera oder Publikum. Schaut Euch das Foto hier links genau an. Das drückt alles aus…
Rebecca lächelt hinreißend schön in die Kamera (was auch nicht jeder kann), während Massimo sich sichtbar bemüht.
Da kann der arme Kerl sich aber mühen, wie er will. Wenn die Tanzpartnerin ständig woanders hinschaut und anderen gefallen will, statt ihm, hat er keine Chance – und der Tanz sieht dann nicht sehr gut aus.
Das ist überall auf jeder Tanzfläche landauf landab so – und bei Let’s dance nicht anders.
So kann kein Gefühl entstehen – und es fehlt eben jene Hingabe, die vielleicht auch die Hüfte zum „kreisen“ gebracht hätte…
Stefanie Hertel und Sergiy Plyuta
Stefanie Hertel und Sergiy Plyuta sind vielleicht das einzige Paar, das vernünftig bewertet wurde. Wobei gleich zweimal 8 auch ein bisschen „fett“ sind. War das die Wiedergutmachung für die unmäßige Kritik der letzten Woche?
Aber das hat gestimmt, war rund und sauber. Hier und da noch ein wenig mehr Hüfte von Frau Hertel würde ich mir wünschen.
Aber insgesamt: Alle Achtung! Schön getanzt!
Isabel Edvardsson und Patrick Lindner
Das gilt in gleichem Maße für Patrick Lindner und Isabel Edvardsson. Nochmal zur Wiederholung: Wir sind in einer Show. Warum soll dann aus einem netten Kerl ein Macho werden? Den hab ich zumindest auch gar nicht vermisst.
Nein, Herr Lindner: Ein „ganzer Kerl“ steckt viel eher hinter einem freundlichen und ausgeglichenem Mann, als hinter einem, der versucht, seine Unsicherheit hinter einer „rauhen Schale“ zu verbergen. Verstellen Sie sich nicht!
Das Tanzpaar Lindner – Edvardsson war besser, als Bujupi – Kalugina. Die Beiden gehören eigentlich schon die ganze Zeit zu den besseren und „soliden“ Tanzpaaren.
Hoffentlich fallen die Beiden nicht beim nächsten Mal dem Wertungs-Dschungel zum Opfer!
Ein PS:
Alle Tanzpaar haben sich mal vertanzt und waren mal außer Rhythmus. Ich kann mich an keine Ausnahme erinnern! Das sollte auch erlaubt sein oder verziehen werden und wirklich erst entscheidend, wenn sonst alles andere ringsum stimmt.
Alle Artikel zur Sendung findet Ihr, wie immer, unter dem Stichwort Let’s dance 2012 mit allen Artikeln zur aktuellen Staffel.
Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie über die Sendung Let’s dance bei RTL. Interessierst Du Dich für alle Artikel über Tanzen im Fernsehen, klickst Du hier.
Quellenangabe: Das Bild oben stammt von (c) RTL / Stefan Gregorowius. Alle Rechte liegen dort. Alle Infos zu Lets dance im Let’s-dance-Special auf RTL.
Hallo, ich lese immer sehr gerne Ihre Artikel zu Let’s Dance, diesen fand ich besonders gut.
Vor allem die Beobachtung zu Rebeccas Tanzflirt mit der Kamera sowie den Artikel zu Joanna und den Ansatz, beim Latein „anarchistisch“ mehr in Paarhaltung zu tanzen. Ich denke nur, es sollte nicht nur an Christian Polanc sein, darauf zu kommen. Bei drei Profitänzern in der Jury dürften da auch mal mehr konstruktive Hinweise in die Richtung kommen.
Vielleicht durch ein bisschen Nischenwissen um solche Kurse, aber auch unter Einbezug des eigenen Erfahrungsschatzes und der Vorstellung, wie man diese Schwierigkeit kreaitv lösen würde. Es wird häufig in der Sendung von „Botschaftern fürs Tanzen“ und Ähnlichem gesprochen, sogar letztes Jahr beim „Checker“ wegen seiner Entwicklung…Auch Joanna könnte eine Botschafterin sein, es wäre sehr schade, wenn ihre Teilnahme eher entmutigend wirkt…
Ich habe mich dann auch gefragt, wie das generell mit Tanzkursen für Blinde ist? Laut Google gibt es das vereinzelt. Ich finde aber nicht wirklich etwas dazu, wie dort Standard und Latein unterrichtert wird, oder ob Latein überhaupt.
Sehr positiv überrascht bin ich über das erwähnte Männerpaar bei den „Dancing Stars“ und dern Führungswechsel, man sieht das ja gelegentlich beim argentinischen Tango, wenn beide Partner beide Rollen tanzen können, und nicht immer sind die Tanzpartner dann gleichgeschlechtlich. Es ist auf jeden Fall für Tänzer und Zusehende eine Bereicherung. Toll, dass es nun auch im Standard und Latein gewagt wird!