ISU Eiskunstlauf-Wettbewerbe 2019-2020 TV-Übertragungen
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 22.01.2020Die ISU Eiskunstlauf-Wettbewerbe 2019-2020 werden nicht mehr von Eurosport übertragen, sondern vorerst live auf youtube – soweit das Deutschland, Österreich und die Schweiz betrifft. In Spanien – für unsere Freunde auf z.B. auf Mallorca, Ibiza, Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura und Lanzarote – wird TVE übertragen. In Italien – für unsere Leser aus Südtirol – überträgt RAI und in der Niederlande NOS.
Die Live-Übertragungen der ISU von Eiskunstlauf-Wettbewerben auf youtube gibt es schon einige Zeit mit den Wettbewerben des ISU Junior Grand Prix so. Nun kommen also auch der ISU Grand Prix dazu und, soweit uns bekannt, auch die internationalen Meisterschaften, wie die Eiskunstlauf-Europameisterschaften und die Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften.
Derzeit wissen wir nicht von TV-Sendern, die Rechte an den ISU-Eiskunstlauf-Events in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausüben wollen. Zwar sind die Rechte für Europa an eine Vermarktungsfirma verkauft worden. Von der wissen wir bisher jedoch nur, dass sie in den nordeuropäischen Ländern entsprechende TV-Programme anbietet. Das müssen wir weiter beobachten…
Update: Der Sender One überträgt die Eiskunstlauf-Europameisterschaft 2020 sehr ausführlich und jeden Tag vom 22.-26.1.2020 – hier die Details: Eiskunstlauf-EM 2020: Ergebnisse, Zeitplan und TV-Übertragungen aus Graz
Die ISU meldet, dass sie vorerst für jedes kommende Ereignis genau berichten will, ob und wo es länderspezifische Einschränkungen gibt. Das geben wir dann natürlich in unseren jeweiligen Ankündigungs-Artikeln zu den einzelnen Eiskunstlauf-Events weiter. Die finden Sie bei uns immer in den Eiskunstlauf-Nachrichten.
Die Übertragung von Eiskunstlauf-Meisterschaften und -Wettbewerben via Internet bei youtube ist eine moderne Form der Präsentation und Kommunikation. Manche meinten noch vor der Saison, die ISU würde sich nicht genügend um die Belange des Sports kümmern? Die sollten kurz innehalten und ihr Urteil noch einmal überdenken.
So nämlich war im Verlauf der bisherigen Eiskunstlauf-Saison immer sichergestellt, dass jeder hier bei uns die Wettbewerbe live sehen konnte. Wie im Junior Grand Prix schon einige Jahre üblich, war das Grand Prix Finale auch moderiert – in englischer Sprache, was dem internationalen Angebot für alle Eiskunstlauf-Fans weltweit entspricht.
Wir finden das eine gute Entscheidung der ISU im Sinne des Eiskunstlaufens! Und wir werden dann ja sehen, ob sich One, Eurosport oder sonstige TV-Sender wieder in die TV-Übertragungen von Eiskunstlauf-Wettbewerben einschalten.
Wer die Zuschauerzahlen bei youtube verfolgt, wird da Zweifel bekommen. Über 10.000 aktive Zuseher waren es in dieser Saison bisher selten. Meist weniger, auch mal doppelt so viele z.B. beim Damen-Grand-Prix-Finale. Es müsste sich schon ein TV-Sender finden, der den Eiskunstlauf aktiv fördern möchte! Doch ist das nicht deren Aufgabe und Ziel. Da sollten wir auch keine Illussionen haben. Denen geht es zuerst um Einschaltquoten…
Eine Eiskunstlauf-Berichterstattung wie in Russland, wo z.B. bereits die vorsaisonale Sommerüberprüfung des Eiskunstlaufverbandes ein TV-Ereignis mit einer Halle voller Zuschauer ist, werden wir wohl erst erleben, wenn „eine zweite Kati Witt“ hier bei uns entdeckt wird und die Schlittschuhe schnürt.
Gesperrte Videos auf youtube von Eiskunstlauf-Wettbewerben?
Manchmal gab es auf youtube Schwierigkeiten beim zeitversetzten Sehen der Wettbewerbe. Das ist eigentlich eine Stärke, ein Vorteil der Internet-Übertragungen. Denken wir an die Eiskunstlauf-Übertragungen in der Nacht, wenn der ISU-Tross in Asien oder Amerika weilt…
Da ging oder geht es, soweit wir wissen, um Rechte an Musikstücken, die während der Wettbewerbe eingesetzt wurden. Dann musste youtube einige Einzel-Wettbewerbe aus lizenzrechtlichen Gründen sperren.
Weil wir dazu von Lesern Fragen und Hinweise bekamen, wollen wir kurz versuchen, das Problem zu erläutern:
Zunächst: Das ist kein böser Wille der Beteiligten! Schon gar nicht richtet sich das gegen das Eiskunstlaufen!
Das Problem der Rechte-Verwertung bei Musik und Videos
Musiker, Komponisten, Interpreten, Texter, Produzenten oder Firmen haben das Recht, zu bestimmen, wie ihre Werke genutzt werden und Anspruch auf eine entsprechende Vergütung bei Nutzung ihrer Musik bzw. Aufnahmen. Das ist als Grundlage zunächst einmal wichtig und allgemein auch unbestritten. Die Betroffenen leben davon, Musik zu machen.
Eiskunstläufer und Eistänzer nutzen diese Musik, um ihre Vorträge attraktiver zu machen. Das dürfen sie auch, wenn sie z.B. eine CD gekauft haben oder einen Download und damit nicht vor anderen auftreten.
Zeigen sie aber ihren Vortrag in einem Wettbewerb oder einer Veranstaltung, machen sie die Musik auch dem Publikum zugänglich, das sich daran im besten Fall erfreut – was ja Ziel der musikalischen Untermalung ist. Diese Verbreitung ist nun aber nicht mehr durch den Erwerb der CD oder des Downloads gedeckt und muss extra bezahlt werden.
Deshalb werden vor Ort vom Veranstalter Lizenzgebühren für die Aufführung bzw. Nutzung von Musikstücken bezahlt. Die zählen aber nur für die Veranstaltung in der Halle selbst und werden meist bemessen an der Anzahl der Zuschauer, den Eintrittspreisen oder so ähnlich. Überträgt ein TV-Sender solche Veranstaltungen, zahlt der Sender eine weitere Abgabe für die noch einmal zusätzliche Verbreitung der Musik in seinem Sendegebiet.
Die Rechteinhaber, also Musiker etc. haben nun eine 3-stufige Vergütung erhalten. Vom Sportler, der die CD gekauft hat, vom Ausrichter der Veranstaltung, der seine Gäste vor Ort unterhalten und vom TV-Sender dafür, dass er seinem Publikum die Musik vorgespielt hat.
Diesen letzten Part jedoch ersetzt nun youtube. Und bei youtube ist das viel komplizierter! Denn hier ist das Video mit der Musik im Prinzip immer und überall und auf Dauer verfügbar, nicht nur einmalig, wie bei der TV-Übertragung.
In Deutschland ist die GEMA dafür verantwortlich, die Rechte der Komponisten, Texter, Interpreten etc. zu wahren und Lizenzgebühren einzutreiben. Nach langem Hin und Her in den letzten Jahren gibt es inzwischen eine Vereinbarung zwischen youtube und der GEMA, die das grundsätzlich regelt und durch die frühere Einschränkungen aufgehoben werden konnten.
Es kann nun aber sein, dass einzelne Künstler, Label oder Firmen der Verbreitung bestimmter Musikstücke via youtube oder Streamingdienste (noch) nicht zugestimmt haben. Vorstellbar ist das beispielsweise bei aktuellen Filmen, die noch im Kino laufen oder nur auf ausgewählten Streaming-Diensten zu sehen sind.
Ganz typisch sind Pop-Songs in Videos, die nur als Musikvideo im youtube-Kanal der betreffenden Künstler zu sehen und zugelassen sind. Schließlich sind Klickzahlen oder „views“ heute eine Art Währung für die Künstler, die dann u.U. kein Interesse daran haben, dass ihre Songs noch anders als in ihrem Musik-Video verbreitet werden.
Es gibt vereinzelt auch Musikstücke oder Alben von Künstlern, deren Verbreitung (gerade wenn sie neu erschienen sind) nur über CD oder andere, speziell festgelegte Verbreitungswege gestattet ist. Ein prominentes Beispiel hier bei uns war das letzte Album von Helene Fischer, das anfangs ausschließlich als CD zu bekommen war. Der Gedanke dahinter ist klar: Es geht um die Vermarktung der CD, die dann übrigens auch neue Verkaufsrekorde erzielte.
Damit können solche Lieder bei Eiskunstlauf-Wettbewerben zwar eingesetzt werden, es kann jedoch vorkommen, dass die Rechteinhaber youtube mitteilen, dass diese Songs oder Teile davon nicht über youtube (oder nicht außerhalb ihres eigenen Videos) verbreitet werden dürfen.
„Entdeckt“ youtube solche Titel in anderen Videos, wie beispielsweise einem Eiskunstlauf-Video (das ist technisch längst kein Hexenwerk mehr und läuft überwiegend automatisiert), müssen also die entsprechenden Videos gesperrt werden, weil die Rechteinhaber das so verlangen – selbst wenn es nur kleine Ausschnitte sind, die in einer 2-Stunden-Übertragung untergehen. Manchmal vielleicht auch nur in Deutschland oder anderen Ländern.
Das ist dann natürlich unschön für alle, die die Eiskunstlauf-Wettbewerbe nicht live sehen konnten.
Die Lösung des Problems der youtube-Sperren beim Eiskunstlauf und Eistanz
Wir nehmen an, dass die ISU das Problem auch schon kennt. Hier vorbeugend tätig zu werden, ist möglich, allerdings praktisch kompliziert. Es müssten alle Lieder dahingehend überprüft werden, ob die auch (auf youtube) gestreamt werden dürfen. Das betrifft nicht nur die Musik der Sportler für ihre Kurzprogramme, Küren und Schaulauf-Einlagen, sondern auch die Musik der Veranstalter für Begrüßung und Vorstellung der Sportler, das Warmlaufen oder Eisaufbereitungspausen und Siegerehrungen.
Wegen der Komplexität des Sachverhalts vermuten wir, das Problem könnte künftig minimiert, aber nie ganz ausgeschlossen werden. Den beteiligten Sportlern, Funktionären, Dienstleistern könnte immer mal ein Fehler unterlaufen. Sogar der youtube-Algorithmus könnte sich irren durch Fehlinterpretationen. Solche Beispiele gibt es immer wieder, wie wir aus eigener Erfahrung wissen – am leichtesten vielleicht vorstellbar für Sie bei Klassik-Aufnahmen der gleichen Stücke durch verschiedene Künstler bzw. Orchester…
Schließlich ist es denkbar, wahrscheinlich sogar besser und auf alle Fälle einfacher, dass man seitens der ISU auf solche (meist aktuelle) Musikstücke gar nicht verzichten möchte – zugunsten der Attraktivität des Eiskunstlaufens! Den ganzen Aufwand ersparte man sich außerdem. Dann allerdings würde man eine solche Sperre bei youtube billigend in Kauf nehmen müssen. Die trifft ja auch nur die Länder, in denen es keine TV-Übertragung der Eiskunstlauf-Wettbewerbe gibt. Und live funktionierten bisher alle Übertragungen auf youtube.
Also wird es am besten sein, Sie schauen sich die für Sie wichtigsten Eiskunstlauf-Wettbewerbe live an! Oder sie ärgern sich nicht weiter, wenn es doch einmal einen Wettbewerb trifft. Die Einzel-Videos der besten Sportler eines Wettbewerbs waren bisher zumindest immer frei abspielbar.
Ländersperren von youtube-Videos bei Eiskunstlauf-Wettbewerben
Zu so einer Sperre der ISU-Übertragungen auf youtube kommt es wahrscheinlich auch in Ländern, in denen TV-Sender die Rechte an der Übertragung der Eiskunstlauf-Wettbewerbe gekauft haben. Dann hat die youtube-Sperre allerdings einen anderen Hintergrund, denn das ist oder wäre eine Ländersperre. Die Fernsehanstalten wollen verständlicherweise, dass die Zuschauer den TV-Sender schauen, wenn der eine Lizenz erworben hat, und nicht youtube.
Das Problem der Ländersperre stellt sich derzeit aber nicht hier bei uns in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Eine Übersicht über die wichtigsten Eiskunstlauf Wettbewerbe und Meisterschaften aus hiesiger Sicht finden Sie auf dieser extra von uns eingerichteten Seite.