Inflation der Jahrestage und die Beschränktheit eines Online-Magazins

von: | aktualisiert am: 19.09.2010

200 Jahre Oktoberfest in München, 20 Jahre deutsche Einheit, 200 Jahre Unabhängigkeit von Chile, ebenso lange Unabhängigkeit von Kolumbien – darüber hatten wir erst vor Kurzem berichtet. Man kommt gar nicht hinterher, die vielen Jahrestage einzeln zu würdigen, zumindest nicht, wenn man so ein, manchmal gegenüber Printmedien beschränktes, Online-Magazin hat, wie wir es sind.

Immer wieder kommt es vor, dass wir auf bestimmte Inhalte verzichten müssen, weil diese entweder nicht adäquat darstellbar sind – oder, weil wir einfach nicht über die gleichen personellen und finanziellen Möglichkeiten verfügen, wie Print-Magazine aus großen Verlagen.

Kein Klagen! Kein Weh und kein Ach! Aber, die Spezifika eines Online-Magazins sind manchmal schon auch einschränkend.

Die Auffindbarkeit von Artikeln zum Beispiel. Oft sind wir dem technisch bedingten Diktat des Suchens im Internet unterworfen, was die Kreativität schon einschränken kann. Was nützt der beste Artikel, wenn er nicht gefunden und somit nicht gelesen wird?

Dafür, dass ein Artikel aber im Internet gefunden wird, braucht es ein paar Techniken, auf die ich hier im Detail gar nicht eingehen will, die jedoch eine bestimmte Art des Schreibens bedingen. Wie oft lese ich z.B. Kolumnen, wie diese, in Printmedien und beneide die Autoren um ihre Freiheit im Formulieren. Wie gut haben es die Kollegen, wenn Sie mal einen thematischen Schlenker in der Einleitung machen können, mal ein Zitat an den Anfang setzen, mal ein Gedicht, ein paar Zahlen und Fakten?

Dann, auf der anderen Seite, werden solche Artikel dort häufig auch einfach „mitgenommen“ von den Lesern, beim Durchblättern gefunden und gelesen.

In einem Online-Magazin ist dieses Durchblättern bezogen auf die Aktualität schwierig. Mehr, als unsere Startseite haben wir kaum, um aktuelle Themen zu präsentieren. Da passt aber nur eine bestimmte Auswahl von Artikeln drauf – und wenn man erstmal weiter geklickt hat, wie oft geht man noch zur Startseite zurück?

Schade, denn oft gibt es mehrere Themen aus einem Bereich, über die wir gern berichten würden, aber verzichten müssen. Ein Print-Magazin lege ich zur Seite und lese später an der Stelle weiter, wo ich aufgehört hatte. Und dann blättere ich weiter und weiter. Oft entdecke ich auf hinteren Seiten noch interessante Artikel.

Das Internet hat eine andere „Lese-Logik„. Immer noch gilt das Ur-Prinzip seines Erfinders, dass man findet, was man gar nicht gesucht hat…

Themenbezogen wieder hat so ein Online-Magazin durchaus auch Vorteile. So können wir eine Artikelserie schreiben und die Artikel in 3 Wochen können technisch leicht auf den Anfang der Serie verweisen (wenn es nur nicht so ein Aufwand wäre, das auch technisch immer zu realisieren…). Da ist ein Printmedium im Nachteil, denn wer hat schon die Ausgabe von vor 3 Wochen zur Hand, wenn er einen Artikel liest und dann mehr darüber lesen möchte…

Zum Glück haben wir inzwischen auch eine  Stammleserschaft, die sich auch daran gewöhnt, wie wir organisiert und aufgestellt sind, dass also z.B. regelmäßig wechselnd bestimmte Artikel erscheinen. Da würden wir uns an mancher Stelle noch mehr Kontinuität wünschen. Fehlt sie, ist das vor allem unseren persönellen Möglichkeiten geschuldet oder auch den finanziellen.

So ist es auch mit manchen Inhalten. Natürlich würden wir gern dieses oder jenes Thema ausführlicher recherchieren und besprechen. An vielen Punkten sind wir jedoch schon auf die Zuarbeiten von Veranstaltern, Künstlern, Tanzlehrern usw. angewiesen. Artikel zukaufen können wir kaum. Sie fremd in Auftrag geben schon fast gar nicht.

Wenn Ihr wüsstet, wieviele interessante Pressekonferenzen oder -einladungen wir sausen lassen müssen und deshalb dann nicht oder nicht adäquat berichten können…

Oder Fotos! Da fühlen wir uns zwar nicht so stark eingeschränkt, wie bei den Themen. Aber es gibt durchaus Bereiche, in denen kaum vernünftige Fotos zu bekommen sind. Selbst welche machen, geht, jedoch nur eingeschränkt – nach Zeit und Möglichkeiten, siehe oben.

Ein solcher Artikel hier wäre ja auch wieder einmal Gelegenheit, darauf hinzuweisen, wie dringend wir nach neuen Redakteuren suchen, nach Leuten die interessant und engagiert berichten können oder über einen speziellen Einblick in eine z.B. Tanzszene in der Region XY verfügen und diesen für Artikel in unserem Magazin nutzen. Nur – und damit kehre ich an den Anfang zurück, wird dieser Appell kaum von denen gelesen, die er ansprechen soll, weil der Artikel im Sinne des Internets nicht so geschrieben ist, dass er von denen gfunden wird.

Und eine der Stärken des Netzes, das Verlinken, scheint gerade in unserem Bereich ein schwieriges Thema zu sein – wobei ich mir nicht sicher bin, dass es sich hier um ein eher deutsches Phänomen handelt. Das geht jetzt aber zu sehr in ein nächstes Thema – das mir so wichtig ist, dass ich darüber lieber einen eigenen Artikel schreibe, der dann auch gefunden wird von denen, die ich damit ansprechen möchte…

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