DSDS 2013 Jubiläums-Ausgabe: Fluch oder Segen?

von: | aktualisiert am: 13.01.2013
DSDS 2013 mit neuer Jury - (c) RTL / Markus Nass

DSDS 2013 mit neuer Jury – (c) RTL / Markus Nass

Was hat man nicht schon gestritten, über „Deutschland sucht den Superstar“ – verflucht, gelobt, geweint, gelacht. Dabei geht die TV-Show auf RTL nun ins 10. Jahr! DSDS bzw. die „Stars“ haben über 12 Millionen „Tonträger“verkauft, 23 Mal davon mit Gold-Status und ebenso oft Nr. 1-Platzierungen in den aktuellen Charts produziert. 270.000 Bewerber waren motiviert, sich bei dem Format vorzustellen – warum auch immer.

Einige wenige davon haben einigen Wohlstand erreichen können. Andere haben einen Platz im Fernseh-Geschäft gefunden, der Ihnen hoffentlich den Lebensunterhalt sichert. Für die Meisten aber platzte der Traum vom Berühmtwerden, wie eine Seifenblase. Superstar wurde auch keiner. Doch wer hat das schon erwartet? Niemand, der mit gesundem Menschenverstand „Deutschland sucht den Superstar“ beurteilte.

DSDS ist wohl die Casting-Show, die dem Format dauerhaft – oder zumindest für eine gewisse Zeit – einen Platz in den deutschen Fernsehprogrammen gesichert hat. Zahlreiche Ableger versuchen sich ebenso und quer durch alle  Sender. Wirklich besser ist keiner davon. Selbst mit dem Begriff „anders“ muss man vorsichtig umgehen.

Wenn ich mein Wohnzimmer Grün statt Rot streiche, ist es immer noch mein Wohnzimmer. Auch dann noch, wenn ich neue Möbel reinstelle. So ist es auch bei derartigen Casting-Shows. Im Grunde ist es völlig gleichgültig, worum es plakativ geht, wer da in der Jury sitzt, welche Regeln es gibt, welche Kandidaten sich vorstellen oder am Ende gewinnen:

Nie geht es darum, was die jeweilige Sendung im Titel führt und anschließend immer wieder behauptet wird. Stets geht es darum, Fernsehprogramm zu produzieren. Ausschließlich darum!

Wer anderes denkt oder impliziert, irrt. Plattenverkäufe und ähnliches sind auch nur eine Art „Merchandising-Produkte“.

Zirkus der Moderne“ soll Umberto Eco solche Fernseh-Formate genannt haben (siehe S.32 Studie Prof. Gäbler im nächsten Absatz). Das allerdings gilt für jede Art von Fernsehunterhaltung. Wer dann ausgerechnet dieses Format angreift, streut sich und anderen nur Sand in die Augen, wirft Nebelbomben, die den Blick auf das Eigentliche verwehren. Was nicht heißt, dass es sich nicht lohnen würde, Kritik zu üben und sich damit zu beschäftigen!

Prof. Bernd Gäbler etwa hat unter dem Titel „Hohle Idole – Was Bohlen, Klum und Katzenberger so erfolgreich macht“ eine Studie bei der Otto Brenner Stiftung veröffentlicht (siehe Link unten).

Wirklich interessant dort finde ich den Mittelteil und die Interviews. Anfang und Ende sind zuweilen etwas verquast. Manche Schlussfolgerungen finde ich für zu kurz gesprungen oder sogar enttäuschend. Andere finde ich sehr richtig und wichtig, wie z.B. „Es geht darum, den behaupteten Pluralismus durch Meinungsstreit überhaupt erst einmal herzustellen“ (S. 96 der Studie). Mit der Studie werde ich mich in einem weiteren Artikel ausführlicher beschäftigen.

Bei DSDS 2013 geben nun Bill und Tom Kaulitz und Mateo von Culcha Candela den Zampano neben Sendungs-Krösus Dieter Bohlen.

Über ganze 23 Folgen – immer mittwochs und samstags um 20.15 Uhr – wird sich das Ganze ziehen und sich damit, wie zum Beweis für das Obengenannte, vom Prädikat „TV-Event“ weit entfernen.

Es wird bzw. wurde Fernseh-Programm produziert – über das es sich freilich zu streiten lohnt, über das man aber auch sehr differenziert streiten muss.

Persönlichen Geschmack etwa darf man nicht mit Qualität gleichsetzen. Publikum zu beschimpfen, wie es gern (versteckt) getan wird, ist blasiert und mindestens so alt, wie der Zirkus, von dem Umberto Eco spricht. Viele Zuschauer bürgen anders herum auch nicht automatisch für Qualität. Und Gesellschaftskritik kann man vielleicht mit DSDS beispielhaft belegen, aber nicht DSDS für gesellschaftliche Entwicklungen verantwortlich machen.

Was sagte der Geist zu Faust in dessen Studierstube? „Du gleichst dem Geist, den Du begreifst.“

Quellen und Weblinks:

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