Braucht es ein Fernsehballett? Peter Wolf fährt es gegen die Wand!
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 26.11.2013Es ist schon eine reichlich verlogene Diskussion: Das Deutsche Fernsehballett ist schon keins mehr, seit es von Peter Wolf in private Hand übernommen wurde. Heute sagt er: „Ein Fernsehballett ohne Fernsehen macht keinen Sinn„. Recht hat er! Und warum hat er es dann übernommen?
An was hat er denn gedacht? An eine Art Rentenversorgung seitens der Öffentlich-Rechtlichen Fernseh-Anstalten? Warum werden die es abgegeben haben?
Jetzt gibt Peter Wolf lt. Spiegel bekannt, dass das Deutsche Fernsehballett im März 2014 einstampfen zu wollen. Grund soll sein, dass der MDR Zusagen über Aufträge nicht eingehalten hätte. Das dementiert der und es ist glaubhaft. Denn, hätte Peter Wolf Zusagen vom MDR, könnte er die einklagen und müsste das Ballett nicht beerdigen – zumindest nicht deshalb.
Völlig absurd wird es, wenn er sagt: „Hier wird ein DDR-Kulturgut zu Grabe getragen„.
Ja, geht’s noch? Erstens wurde mit der DDR so manches zu Grabe getragen. Zweitens: Was ist ein DDR Kulturgut und was wäre es heute noch wert? Drittens ist das alles nun über bald 25 Jahre her und das Deutsche Fernsehballett knapp über 50 Jahre alt. Die Hälfte seines Bestehens hat das Deutsche Fernsehballett also gar nicht in der DDR verbracht.
Die meisten Tänzer dürften die DDR nicht aus eigenem Erleben kennen oder höchstens aus Kindertagen. Peter Wolf kennt die DDR auch nicht aus eigenem Erleben, denn er kommt ziemlich tief aus der BRD.
Was also genau ist übrig vom ehemaligen DDR-Fernsehballett, das hier zu Grab getragen wird? Nichts!
Natürlich ist es eine Diskussion wert, ob es große Ballett-Companys geben sollte! Oder auch, ob sich Öffentlich-Rechtliche Fernsehsender eigene Ensemble, Orchester etc. halten sollten.
Es gibt jede Menge große und ständige Ballett-Gruppen! Auch erfolgreiche! National wie international. Nämlich solche mit Aufgaben! Vielleicht nicht genug? OK. Das ist ein anderes Thema.
Es tut mir leid für jeden Tänzer und sonst Angestellten dieses Balletts, wenn er bzw. sie nun ihre Jobs verlieren. Doch auch das ist wieder eine andere Diskussion.
Ich hielte es für diskussionswürdig, ob ein Fernsehsender ein Ballett unterhalten sollte. Aber diese Diskussion stellt sich nicht (mehr), denn der MDR hat das Deutsche Fernsehballett vor 2 Jahren abgegeben. Und das bestimmt nicht, weil man vor lauter Aufträgen nicht wusste, was man hätte zuerst tanzen sollen. Und nur ein Ballett im Fernsehen tanzen zu lassen, weil es nun mal da ist, ist auch irgendwie an der Zeit vorbei.
Fakt ist, dass das Fernsehen heute nicht mehr das ist, was es früher einmal war. Da geht es dem Fernsehen, wie allem anderen. Die Zeit läuft weiter und Dinge verändern sich nun mal. Wir alle müssen auch mal sterben. Ob wir das Bedauern oder nicht.
Fakt ist auch, das dass Öffentlich-Rechtliche Fernsehen sich heute immer noch in viel zu vielen Nischen tummelt – außerhalb des Sendebetriebs – was besonders deshalb fragwürdig bleibt, weil es mit zwangserpressten Geldern finanziert wird, nämlich den GEZ-Gebühren.
[aartikel]384790518X:right:salsango-21[/aartikel]So darf es nicht in den Markt eingreifen, was es allerdings stets und ständig tut. Wer das mal genauer nachlesen will, dem empfehle ich das Buch „Die Nimmersatten“.
Insofern war es richtig und logisch, sich vom Deutschen Fernsehballett zu trennen.
Peter Wolf hatte sicher gute Gründe, das Ensemble zu übernehmen. Aber offensichtlich hat er es nicht vermocht, es neu auszurichten und profitabel zu machen oder sich sonst Geldquellen zu erschließen.
Das ist der Punkt! Alles andere kalter Kaffee…
Braucht es ein Fernsehballett? Vielleicht. Man müsste darüber diskutieren. Wir leisten uns so vieles, auch in der Kultur. Nur ganz sicher nicht in dieser Konstellation, wie zuletzt.
Persönlich wünsche ich jedem Tänzer, jeder Tänzerin und jedem sonst Angestellten des Balletts alles Gute!