All Stars Salsa Event Berlin – Retrospektive
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 16.05.2019Das All Stars Salsa Event Berlin von Billy Garcia und Antonio Garcia, dass am 28. Februar in der Berliner Kulturbrauerei statt fand, hatten wir im Vorfeld mit mehreren Artikeln angekündigt und auch sonst begleitet. Deshalb gehört es unbedingt dazu, dass wir auch eine Rückschau zu diesem Event mit Salsa – Workshops, Salsa – Shows und Salsa Livemusik für unsere Salsango – Leser liefern.
Eines sei vorab gesagt: In unseren Augen war das 1. All Stars Salsa Event Berlin ein Erfolg! Die Veranstalter präsentierten ein unterhaltsames, harmonisches und gut organisiertes Salsa Event! Jeder, der mit realistischen Ansprüchen in die Berliner Kulturbrauerei kam, sollte auf seine Kosten kommen. Die Beschränkung auf einige wenige Höhepunkte innerhalb des Workshop- und Showprogramms am Abend zur Party hatte genau den positiven Effekt, den wir im Vorfeld schon erahnt oder erhofft hatten. Wenn wir im Folgenden auch kritische Punkte ansprechen, schmälern die nicht unseren positiven Eindruck und unsere zufriedene Einschätzung! Vielmehr sind das vielleicht „Manöverkritik“, Hinweise an Billy und Antonio, an Mitwirkende und andere Veranstalter, die diesen Beitrag lesen – was man verbessern kann – aus unserer Sicht freilich.
Anne & Anichi
Die unangefochtenen Stars der Veranstaltung waren Anne & Anichi aus Freiburg. Die Salsa-Europameister präsentierten sich sympathisch, gut gelaunt und kompetent in ihren Workshops – spannend, sehenswert und spektakulär in ihren Shows! Wer je die Gelegenheit haben sollte, die beiden in einer solchen Veranstaltung zu erleben, sollte unbedingt hingehen und (fast) jeden Preis bezahlen, der verlangt wird. Es lohnt sich!
Was Anne & Anichi zeigen und liefern, ist erstklassig vom Fachlichen und Entertainment vom Feinsten! Vielleicht findet ein ausgewiesener Tanzexperte Kleinigkeiten aus seiner Sicht, die man verbessern kann, vielleicht wissen die Beiden, was an dem Abend hätte im Detail besser funktionieren können – aus meiner Sicht waren die beiden perfekt!
Besonders erwähnenswert sind die Workshops zu afrocubanischen Bewegungen und Elementen im Tanz. Sehr angenehm und interessant ist es, wie die Beiden dem Teilnehmer die Bewegungen nahe bringen, auch Hintergründe und Ursprünge erläutern. Man ist gefesselt und muss einfach mitmachen, wenn Einen der Mut auch zu außergewöhnlichen Bewegungen nicht verlässt. Dass ich manche Bewegungen, besonders der Füße, nicht gut sehen konnte, ist ein Hinweis an die Veranstalter – sicher aber auch den niedrigen Eintrittspreisen für die Veranstaltung geschuldet. Ich schwanke da etwas: Einerseits ist es sehr gut, dass gerade durch niedrige Eintrittspreise wirklich fast jedem die Gelegenheit gegeben wird, so etwas mitzuerleben. Andererseits kann man mehr lernen, wenn die Anzahl der Teilnehmer begrenzt wird, so dass jeder ausreichend dem Dargebotenen folgen kann. Das hätte dann u.U. höhere Preise zur Folge. Ein Zwiespalt, in dem sich jeder Veranstalter entscheiden muss – und jede Entscheidung ist richtig – wenn der Gast weiß, was ihn erwartet.
Fast ideal ergänzt wurden diese Workshops durch die erste Show von Anne & Anichi am Abend, in der Sie klassische und moderne Ballett- und Tanzelemente mit eben jenen ursprünglichen Bewegungen zu einer modernen Tanz-Show verwoben. Salsa-Shows hinken generell immer etwas an ihren Möglichkeiten. Anne & Anichi zeigen, wie man das Dilemma löst und trotzdem (oder gerade deshalb) atemberaubende Shows im Salsa zeigt.
Zusammenfassend ein großes Dankeschön an Anne & Anichi und die Veranstalter, die die Beiden in unsere Stadt holten!
Workshops
Neben den eben bereits erwähnten Workshops mussten die anderen verblassen. Das ist auch gar nicht schlimm. Was dort geboten wurde (Drehtechniken, ein paar Figuren, etc.), war solide. Ein Hinweis vielleicht an Billy: Sucht Euch für das nächste Mal einen professionellen Moderator, gleich von Beginn an für die ganze Veranstaltung. Das hilft und erspart Euch das Suchen nach Worten. Niemand verübelt Euch, dass Ihr, die Ihr nicht hier in unserem Land aufgewachsen seid, des Deutschen nicht so sicher seid, wie die Muttersprachler hier. Für eine offizielle Veranstaltung aber muss dann ein guter Tänzer nicht zum Moderator transformieren. Ein Versuch, der ohnehin nur Wenigen gelingt.
Party, Salsa-Bigband
Anfangs bot sich ein seltenes Bild: Ein Veranstaltungsraum, Salsa-Tänzer, Salsa-Musik – und trotzdem tanzt keiner. Fast ungläubig war ich, denn ich kann mich kaum erinnern, etwas ähnliches bereits erlebt zu haben. Zum Glück gab sich das nach einer 3/4-Stunde. Vielleicht war das dem Programmablauf geschuldet, denn der offizielle Beginn der Party war auf den Beginn des Live-Auftrittes der Salsa-Bigband terminiert. Das kann man beim nächsten All Stars Salsa Event besser machen, trübt jedoch insgesamt den positiven Eindruck nicht.
Als die Salsa Bigband dann auf die Bühne kam, war die Party bereits in vollem Gange. Wenn ich richtig gezählt habe, waren 10 Musiker und 3 Sänger auf der Bühne. Sollte ich Einen vergessen haben, möge er mir das nachsehen. Die Musikgruppe selbst bestand aus dominierenden Rhythmus-Gruppe, was mich angesichts von Veranstalter und Bassisten Antonio Garcia nicht wunderte, und 4 Bläsern. Das Handwerk der 10 war solide. Man merkte ihnen aber schon an, dass sie das erste Mal gemeinsam auf der Bühne standen. Spaß gemacht hat es trotzdem! Dargeboten wurden überwiegend bekannte Hits aus der (Salsa) Diskothek.
Ein besonderes Wort möchte ich an die Sänger richten. Mich persönlich stört es immer ein wenig, wenn diese sich in endlosen spanischen oder portugiesischen Monologen verlieren, denen ich schlicht nicht folgen kann. Dafür habe ich Verständnis, wenn das Publikum überwiegend diese Sprachen spricht, oder wenn ein Künstler aus einem anderen Land einmalig hier auftritt. Wenn diese Sänger aber hier leben – und auch noch nachfragen, wer im Publikum denn aus Deutschland käme – und das waren mindestens 90%, dann erwarte ich, dass dieses Publikum mitgenommen wird auf die Reise – und nicht ausgeschlossen durch begeisterte und -an der Mimik zu erkennen- humoristische Darstellungen in einer Sprache, die das Publikum mehrheitlich nicht spricht. Ich hätte auch gern mitgelacht!
Übrigens: Der Haupt-Sänger (der junge Mann ganz links im Bild), dessen Name ich leider nicht heraus bekommen konnte, war sehr gut!
- @ Karsten Heimberger: inzwischen habe ich den Namen heraus bekommen: Der Sänger heißt Ramon Mendez und kommt aus Venezuela.
Ein paar Worte möchte ich an die Moderatorin des Abends, Charlotte Morgenroth, richten: Angenehm war, dass sie sich diesmal auf ihre Aufgabe, Moderatorin zu sein, konzentriert hat. Da hat sie nämlich wirklich Potential!
Allerdings verschenkt sie das zuweilen mit nicht enden wollenden Jubel-Animationen. Der Ausruf „Seid Ihr links auf der Treppe noch da?“ wird zwangläufig von den dort Sitzenden nur widerwillig grölend beantwortet. Warum auch, wo sollten sie denn sonst sein? Deshalb muss die Frage, immer lauter werdend und nicht selten mit Publikumsschelte verbunden, so oft wiederholt werden, bis sich die Angesprochenen nicht anders zu wehren wissen, als laut zu jubeln, wissend, dass die Tortur dann ein Ende hat. Überraschender Weise waren auch die rechts, die auf dem Balkon und die links, die nicht auf der Treppe saßen, noch da.
Ein in die Menge gerufenes „Hallo Berlin“ mag man Mario Barth im Olympia-Stadion angesichts seines Weltrekord-Publikums verzeihen. Und wenn Mick Jagger so etwas in der Art auf den Bühnen der Welt macht, fühlt sich vielleicht jeder im Publikum von seinem Idol persönlich begrüßt. Auch Thomas Gottschalk darf in jeder „Wetten dass…?“-Sendung sein Publikum in der x-dorfer Stadthalle derart begrüßen. Allen anderen Moderatoren empfehle ich, das zu lassen. Die Gelegenheiten, in denen man so das Publikum wirklich animiert, sind insgesamt zu selten, als dass solche „Moderationen“ insgesamt nur überflüssig erscheinen. PS: Vielleicht hat Charlotte gar nicht „Hallo Berlin“ gerufen, mir geht es um die Art solcher Moderation.
Wenn sich Charlotte demnächst noch entschließen kann, die manchmal peinliche Werbung in eigener Sache oder für die eigenen Tanzkurse und Tanzgruppen zu unterlassen, kann aus ihr eine wirklich gute Moderatorin werden! Als Moderator(in) einer Veranstaltung steht man ausschließlich im Dienste dieser, ihrer Organisatoren und natürlich seines Publikums. Ein letzter Hinweis: Schade war außerdem, Charlotte, dass man Deine Augen nicht sehen konnte – sie verwanden im Dunkel der übermäßigen Schminke – völlig zu Unrecht bestimmt, denn in die Augen einer Frau zu sehen, ist doch zumeist ein erfreuliches Ereignis – bestimmt auch bei Charlotte Morgenroth.
Die Shows
Das war eine gelungene Mischung aus Lokalmatadoren, mehrheitlich aus dem Amateurbereich, und Profis. Aus meiner Sicht hätte man das Programm noch weiter kürzen können. Das richtet sich gar nicht gegen die Darbietenden selbst, denn deren Leistungen waren durchweg solide und sehenswert. Vielleicht splittet man beim nächsten Mal das Programm auch auf zwei Blöcke – oder man verzichtet konsequent auf alles, was über 20 Minuten hinaus geht.
Zur Spitzenshow habe ich oben schon etwas geschrieben. Die weiteren Profi-Shows kamen aus München – Khaled sowie Jasmin & Jörg von der Salsa Body Factory – ein ganz besonderes Kompliment an die Beiden für die Kostüme, schöner und besser geht es kaum! – und Berlin, Billy & Elena. Den Letzteren möchte man raten, demnächst etwas sorgfältiger in ihrer Kostümwahl zu sein. Elena machte in Ihrer Kleidung im Workshop am Nachmittag doch eine wesentlich bessere Figur, als in dem (zu) knappen und auch nicht sehr schönem Kleidchen am Abend. Schade vielleicht, denn unter diesem Eindruck geht die tänzerische Leistung etwas unter.
Dankenswerter Weise wurden auch zwei Amateur-Shows in den Abend eingebunden – die Salsa-Amateurgruppe der Latinodance Company von Fernando Zapata, die diesmal einen viel besseren Eindruck hinterließen, als zuletzt und Charlottes (siehe oben) Salsa Rubia Dancers, die hoffentlich mehr Freude an ihrem Auftritt hatten, als man aus ihren Gesichtern lesen konnte.
Zur Einschätzung der Show gehört aber unbedingt noch ein Wort an die Technik oder die DJ’s. Wer auch immer für die Einspielungen verantwortlich war: Es war viel zu laut! Positiv unterstellt, sollten die einzelnen Shows vielleicht durch immer mehr Lautstärke gepusht werden. Das hatten die aber gar nicht nötig! Wenn sich die für die Lautstärke Verantwortlichen schon ihre eigenen Ohren ruiniert haben, ist das bedauerlich. Aber dann gibt es so kleine Geräte, die einem unbestechlich verraten, wie laut man gerade ist. Da wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit und Verantwortlichkeit für das Publikum!
Fazit
Das Berliner All Stars Salsa Event war eine gute und gelungene Veranstaltung. Die Organisation war ruhig, besonnen und freundlich! Zu den Künstlern hatte ich bereits geschrieben. Ein dickes Kompliment an die Initiatoren und Organisatoren Billy Garcia und Antonio Garcia und an alle sonst Beteiligten, an die Künstler, an die netten Damen am Empfang und an alle unsichtbaren Helfer! Wenn Ihr Euer nächstes Event plant, sind wir gern wieder dabei!
Quellenangabe: Die meisten Bilder im Beitrag wurden uns freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von Saied Sharifi – photographer.filmmaker.author – www.saiedsharifi.com. Alles Rechte liegen dort.
Das Bild der Salsa All Stars Band stammt von Sven Goldmann, der auch für unsere Magazin schreibt. Die Rechte liegen bei Salsango.
Das Bild von Jasmin & Jörg stammt von der Webseite der Salsa Body Factory München (siehe Link oben im Artikel). Alle Recht liegen dort.
Wunderbar!!! Den Zeilen von Karsten kann ich nur zu stimmen. Sehr schön geschrieben, vielen Dank.
Hoffentlich werden wir bald mehr solcher Berichte auch von anderen Festivals lesen können!
Gruß, Alexander S.